Studie zur Arbeitswelt und Demokratie in Ostdeutschland
Erlebte Handlungsfähigkeit im Betrieb und (anti-)demokratische Einstellungen
Berlin, den 7. März 2024 – Jede*r Vierte der Befragten in Ostdeutschland äußert Bedenken hinsichtlich möglicher Nachteile, wenn man im Betrieb über Gewerkschaften oder Betriebsräte spricht. Dies berichtete die Studie „Arbeitswelt und Demokratie in Ostdeutschland“ der Otto Brenner Stiftung, durchgeführt durch das Markt- und Sozialforschungsinstitut USUMA.

Die vorliegende Studie untersucht die Erfahrungen der Beschäftigten in Ostdeutschland im Hinblick auf ihre Beteiligung am Arbeitsplatz und ihre demokratische Handlungsfähigkeit 58 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich bei Entscheidungen im Arbeitsalltag nicht übergangen fühlen. Zwei Drittel (67,8 %) sind der Ansicht, dass sich Probleme und Konflikte am effektivsten gemeinsam mit Kolleg*innen lösen lassen. Ein Fünftel der Befragten (19,1 %) sieht keine Möglichkeit, die betrieblichen Strukturen durch eigenes Engagement positiv zu beeinflussen.
Mitbestimmung stärkt das Gefühl der Handlungsfähigkeit am Arbeitsplatz
Die Studie belegt, dass die subjektive Wahrnehmung der Handlungsfähigkeit am Arbeitsplatz durch institutionalisierte Mitbestimmungsformen wie Betriebsräte oder Gewerkschaften leicht gesteigert wird. Im Vergleich zu ihren nicht organisierten Kolleg*innen glauben Arbeitnehmer*innen, die gewerkschaftlich organisiert sind, häufiger an Veränderungsmöglichkeiten im Betrieb (61,6 % vs. 50 %). Personen, deren Arbeitsplatz einen Betriebsrat hat, fühlen sich zudem seltener bei Entscheidungen im Arbeitsalltag übergangen (57,3 % vs. 61,1 %).
Positive Arbeitserfahrungen als Schlüssel zur Reduzierung von Ausländerfeindlichkeit am Arbeitsplatz
Positive Arbeitserfahrungen verringern insbesondere die „Ausländerfeindlichkeit“, also die Ablehnung von Menschen außerhalb der deutschen Eigengruppe. Von denen, die die Aussage „Die Ausländer*innen kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen“ ablehnen, sind zwei Drittel überzeugt, dass sie durch ihr eigenes Engagement im Betrieb etwas Positives bewirken können. Im Gegensatz dazu sehen nur 37,5 Prozent derjenigen, die dieser ausländerfeindlichen Aussage zustimmen, solche Veränderungsmöglichkeiten.
Methodik:
Diese Studie basiert auf einer Repräsentativbefragung, die vom unabhängigen Markt- und Sozialforschungsinstitut USUMA zwischen dem 3. Mai 2022 und dem 10. September 2022 durchgeführt wurde. An der Umfrage nahmen 3.011 Personen teil, die in Ostdeutschland ansässig sind. Die Einschlusskriterien für die Teilnahme waren ein Mindestalter von 16 Jahren und ausreichende Deutschkenntnisse. In den meisten Analysen wurden aus inhaltlichen Gründen nur erwerbstätige Personen einbezogen. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgte in mehreren Schritten und auf zufälliger Basis, um die Repräsentativität der Umfrage sicherzustellen. Dabei wurden verschiedene Instrumente verwendet, darunter der Leipziger Fragebogen zur rechtsextremen Einstellung, ein Fragebogen zum industrial citizenship sowie Instrumente zur Messung von Autoritarismus, Deprivationserleben und verschiedenen soziodemographischen Merkmalen.
Weitere Infos hier: https://www.otto-brenner-stiftung.de/arbeitswelt-und-demokratie-in-ostdeutschland/
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