Corona spaltet Deutschland – Studie identifiziert sieben unterschiedliche Wertemilieus
Einigkeit beim Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung
Berlin, 18.März 2021 – Die Bertelsmann Stiftung hat in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Norstat in einer Studie sieben Wertemilieus in der Gesellschaft identifiziert, die zwischen Gemeinwohl und persönlicher Freiheit sehr unterschiedlich abwägen. Ein Anliegen verbindet diese Milieus allerdings: Der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung.
Den Ergebnissen der Studie zufolge sind 34 Prozent der Bundesbürger*innen nicht bereit, sich gegen Corona impfen zu lassen. Zudem lehnt rund ein Drittel der Befragten die Einschränkung von Freiheitsrechten während der Corona-Pandemie ab. Allerdings zeigen sich rund zwei Drittel der Befragten gegenüber den Corona-Maßnahmen grundsätzlich positiv eingestellt.
Im Rahmen der Studie wurden sieben Wertemilieus identifiziert, die sich vor allem in der Bewertung der aktuellen Corona-Maßnahmen stark unterscheiden. Diese Wertemilieus setzen sich wie in der folgenden Grafik zu sehen zusammen:
Starke Gegensätze zwischen unterschiedlichen Wertemilieus
Beispielsweise zählt die Gruppe der Humanist*innen Gleichheit und Umweltschutz zu ihren Werten und ist den Corona-Maßnahmen gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt. 80 Prozent dieser Gruppe geben an, die Einschränkung von Freiheitsrechten zur Bekämpfung der Pandemie zu akzeptieren. Dem gegenüber stehen z. B. die leistungsorientierten Macher*innen, die Eingriffe in Freiheitsrechte als sehr problematisch empfinden. 19 Prozent dieser Gruppe lehnen Freiheitseinschränkungen „voll und ganz“ und weitere 26 Prozent „eher“ ab. Auch die Impfbereitschaft unterscheidet sich je nach Wertemilieu. Grundsätzlich zeigen sich Milieus, die auch die Einschränkung von Freiheitsrechten kritisch beurteilen, skeptisch gegenüber Corona-Impfungen. 44 Prozent der Gruppe der leistungsorientierten Macher*innen und 40 Prozent der individualistischen Materialist*innen geben an, sich auf keinen Fall gegen Corona impfen zu lassen. Im Vergleich dazu, äußern sich rund drei Viertel aus der Humanist*innen positiv gegenüber einer Corona-Impfung.
Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung eint die unterschiedlichen Milieus
Einigkeit herrscht hingegen beim Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung. 45 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Pandemie z. B. in Bezug auf Klimaschutz und gesellschaftlichen Zusammenhalt auch positive Folgen haben kann. Auch zeigt die Studie, dass 80 Prozent der Befragten gesellschaftlichen Wandel für wichtig halten.
Zur Studie
Für die Studie wurden im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung vom Marktforschungsinstitut Norstat in der letzten Novemberwoche 2020 1.012 ausgewählte Personen ab 18 Jahren online befragt. Es handelt sich um eine nicht-randomisierte Quotenstichprobe, die repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren nach Alter, Geschlecht und Bundesland ist. Die Studie kann unter folgender URL abgerufen werden: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Wertemilieus_2021_final.pdf