Studie: Die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland fürchtet um berufliche Zukunft
Viele Jugendliche fühlen sich von der Politik im Stich gelassen
Berlin, 25. Mai 2021 – Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass 71 Prozent der 14- bis 20-Jährigen schlechtere Chancen auf dem Ausbildungsmarkt durch die Corona-Pandemie befürchten. Das sind 10 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Zudem ist die Hälfte der Jugendlichen der Auffassung, dass die Politik wenig bis gar nichts für junge Menschen tue, die einen Ausbildungsplatz suchen.
Den Ergebnissen der Studie zufolge sind vor allem Jugendliche mit niedriger Schuldbildung (78 %) von schlechteren Chancen auf dem Ausbildungsmarkt durch die Corona-Pandemie überzeugt. Zudem glauben 53 Prozent der Jugendlichen, dass die Politik zu wenig oder sogar gar nichts für die Ausbildungsplatzsuchenden tue. Gegenüber der letzten Befragung im August 2020 ist das eine Zunahme von 3 Prozent. Weitere 20 Prozent der Jugendlichen sind der Meinung, dass die Politik zwar eher viel tue, das aber noch immer nicht ausreiche.
Demgegenüber gehen zukünftige Studierende weniger von schlechteren Chancen auf einen Studienplatz durch Corona aus. Nur 24 Prozent der zukünftigen Studierenden glauben an eine Beeinträchtigung durch die Pandemie.
Ausbildung bleibt nach wie vor attraktiv für junge Menschen
Trotz der empfundenen schlechten Chancen auf einen Ausbildungsplatz bleibt das Interesse junger Menschen an einer Ausbildung auch im zweiten Pandemie-Jahr groß. So möchten 41 Prozent der 14- bis 20-Jährigen, die noch Schüler*innen einer allgemeinbildenden Schule sind, auf jeden Fall eine Ausbildung machen. Weitere 36 Prozent sind noch unentschieden. Immerhin 77 Prozent der Schüler*innen ziehen somit eine Ausbildung zumindest in Betracht. Haben Jugendliche einen Ausbildungsplatz, sind sie mit diesem in der Regel sehr zufrieden. 83 Prozent geben auf einer fünfstufigen Skala die beiden positivsten Bewertungen ab. Interessant ist, dass die Zufriedenheit bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung mit 95 Prozent besonders hoch ist.
Mehr Unterstützung bei Berufsorientierung gewünscht
Eine große Mehrheit der Jugendlichen (79 %) hält zwar das Informationsangebot zur Berufswahl insgesamt für ausreichend, allerdings beklagen 54 Prozent, dass sie Schwierigkeiten haben, sich bei der Fülle an Informationen zurechtzufinden. Beim schulischen Angebot zur Berufsorientierung schneiden Hauptschulen in den Einschätzungen der Schüler*innen besonders gut ab. Hier geben 43 Prozent der Befragten mit niedriger Schulbildung an, gut bis sehr gut über Berufe informiert zu sein. Demgegenüber stehen allerdings Jugendliche mit höherer Schulbildung. Hier fühlen sich nur 23 Prozent gut bis sehr gut bei der Berufsorientierung informiert. 47 Prozent halten sich für nicht so gut oder gar nicht gut informiert.
Zur Studie
Das Meinungsforschungsinstitut iconkids & youth hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung eine repräsentative Untersuchung bei Jugendlichen durchgeführt. Befragt wurden 1.700 repräsentativ ausgewählte 14- bis 20-Jährige: 1.593 mittels Online-Befragung, ergänzt um Face-to-Face-Interviews bei 150 Hauptschüler*innen. Die Daten wurden nach Schulbesuch und -abschluss gewichtet. Die Interviews wurden vom 11. Februar bis 3. März 2021 geführt. Die Studie kann unter folgender URL abgerufen werden: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/2021_Jugendbefragung_Corona.pdf