Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft
Diskriminierung oder Gleichberechtigung?
Berlin, 19. Mai 2022 – Die Studie „Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft“ der Bertelsmann Stiftung durchgeführt vom Sinus-Institut zeigt, 77 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung interessiert sich für das Thema Gleichbehandlung. Die Studie untersucht, wie sich die Wahrnehmung von Diskriminierung und die Einstellung zu Antidiskriminierungspolitik in der Bevölkerung zwischen 2008 und 2022 verändert haben.
Das Interesse am Thema „Gleichbehandlung“ hat in den letzten fünfzehn Jahren laut Studie zugenommen. Der Anteil der Interessierten ist von 2008 bis 2022 von 63 auf 77 Prozent gestiegen. Für 88 Prozent ist das Thema Gleichbehandlung zudem eine wichtige politische Aufgabe. 70 Prozent der Befragten finden, dass viel oder etwas mehr getan werden sollte für Menschen, die Diskriminierung erfahren. 2008 waren es nur 43 Prozent. Eine steigende Anzahl von Personen berichtet von eigenen Erfahrungen mit ethnisch, rassistisch oder religiös motivierter Diskriminierung. Heute geben 13 Prozent der Befragten an, in den letzten 12 Monaten diese Art der Diskriminierung sehr oft oder manchmal erlebt zu haben; 2008 waren es lediglich 6 Prozent.
Gegen wen richtet sich die Diskriminierung?
2008 hielten die meisten Befragten Menschen mit Behinderungen (47 %) und ältere Menschen (38 %) für stark oder sehr stark diskriminiert. Der heutigen Einschätzung nach halten die meisten Befragten Menschen mit Migrationshintergrund (55 %) und Menschen, die als fremd oder nicht weiß wahrgenommen werden (49 %) für stark oder sehr stark diskriminiert. Doch Handlungsbedarf in Bezug auf die Gleichbehandlung sehen 94 Prozent immer noch vor allem bei Menschen mit Behinderung und 88 Prozent bei älteren Menschen. 87 Prozent äußern diese Notwendigkeit zudem bei Geringverdienenden. Jedoch sehen heute auch wesentlich mehr Menschen (70 %) Handlungsbedarf in Bezug auf die Gelichbehandlung bei ethnisch oder rassistisch diskriminierte Gruppen. 2008 waren es 43 Prozent.
Wer ist in der Verantwortung, gegen Diskriminierung vorzugehen?
Heute stimmen 66 Prozent voll und ganz oder eher der Aussage zu, dass „Antidiskriminierungspolitik langfristig dazu führt, dass es allen in der Gesellschaft besser geht‘‘ – 2008 waren es 59 Prozent. In der Verantwortung, gegen Diskriminierung vorzugehen, sehen die Befragen dabei vor allem die Politik (56 %) sowie Ämter und Behörden (44 %). Darauf folgen Polizei und Gerichte (23 %), die Medien (21 %) sowie die Wirtschaft bzw. Unternehmen (20 %).
Methodischer Hinweis:
Die verwendeten Daten beruhen auf einer repräsentativen Befragung von 2.022 Personen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 18 Jahre. Die Befragung erfolgte im Herbst 2022 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und wurde vom Sinus-Institut als Mixed-Mode, telefonisch und online, durchgeführt. Für den Zeitvergleich mit 2008 wurden die Fragen aus der vom Sinus-Institut im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes damals erstellten Studie „Diskriminierung im Alltag“ aufgegriffen, wobei sie teilweise an den aktuellen Sprachgebrauch angepasst wurden. Weitere Details zur Studie finden Sie hier.