Frauen mit Schwerbehinderung sind auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt
Diskriminierung bei Frauen mit Schwerbehinderung
Berlin, 11. März 2021 – Frauen mit einer Schwerbehinderung sind als Frau, sowie als Mensch mit einer Behinderung auf dem Arbeitsmarkt von doppelter Diskriminierung betroffen. Während sie durch Haushalts- und Familienaufgaben besonders belastet sind, bilden sie das Schlusslicht bei Lohn sowie Vollzeit- und Führungspositionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie von Aktion Mensch, die in Zusammenarbeit mit dem SINUS-Institut durchgeführt wurde.
Den Ergebnissen der Studie zufolge erzielen Frauen mit Schwerbehinderung häufig das niedrigste Einkommen im Gruppenvergleich (Männer vs. Frauen, mit vs. ohne Schwerbehinderung). Im Schnitt ist der Verdienst von Frauen mit Behinderung 667 Euro netto niedriger pro Monat als bei ihren männlichen Pendants. Bei 27 Prozent der angestellten Frauen mit Schwerbehinderung liegt das Nettoeinkommen unter 1.000 Euro im Monat. Bei Männern mit Behinderung sind es nur 12 Prozent. Auch beim beruflichen Aufstieg sind Frauen mit Schwerbehinderung häufiger ausgeschlossen als Männer. Hier liegt das Verhältnis in etwa so wie zwischen Frauen und Männern ohne Schwerbehinderung. Nur 10 Prozent der Frauen mit Behinderung haben einen Job mit Führungsverantwortung, während der Anteil bei Männern mit Behinderung bei 13 Prozent liegt. Zudem lässt sich festhalten, dass Menschen mit Schwerbehinderung deutlich seltener am Erwerbsleben teilnehmen als nicht behinderte Menschen. Außerdem sind Frauen mit Schwerbehinderung schlechter in den Arbeitsmarkt integriert.
Menschen mit Behinderung sehen berufliche Zukunft pessimistisch – vor allem Frauen
Menschen mit Schwerbehinderung machen sich mehr Sorgen um ihre berufliche Zukunft als Menschen ohne Schwerbehinderung. Trotzdem fürchten vor allem Frauen mit Schwerbehinderung, dass ihr*e Arbeitgeber*in ihre Behinderung als Beeinträchtigung ihrer Leistungsfähigkeit beurteilt, sind aber selbst der Meinung sind, genauso gute Arbeit zu leisten, wie Menschen ohne Behinderung, wenn auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird. Das führt auch dazu, dass viele Frauen mit Schwerbehinderung aufgrund negativer Erfahrungen dazu neigen, ihre Schwerbehinderung der*dem Arbeitgeber*in zu verschweigen. Feststeht, dass Frauen mit Schwerbehinderung genauso zu Arbeit und Erfolg motiviert sind wie Menschen ohne Behinderung. Menschen mit Schwerbehinderung achten bei der Wahl ihrer Arbeitgeber*innen stärker auf flexible Arbeitsmodelle, Teilzeit (vor allem Frauen) und auf die Unternehmenskultur als Menschen ohne Schwerbehinderung.
Zur Studie:
Die Studie wurde im Auftrag der Aktion Mensch vom SINUS Institut durchgeführt. Hierfür wurden bundesweit 2.000 repräsentativ ausgewählte Erwerbstätige im Alter von 18 bis 64 Jahren mit elf leitfadengestützten Tiefeninterviews befragt. Diese Tiefeninterviews wurden mit erwerbstätigten Frauen mit Schwerbehinderung aus der gleichen Altersgruppe geführt. Es handelt sich bei der Studie um einen erstmaligen systematischen Vergleich der Erwerbssituation von Frauen mit und ohne Schwerbehinderung im Verhältnis zu Männern mit und ohne Schwerbehinderung. Weitere Details zur Studie können unter folgender URL abgerufen werden: https://www.aktion-mensch.de/inklusion/arbeit/frauen-mit-behinderung-auf-dem-arbeitsmarkt.html