Gesetz zur Familienstartzeit: Einstellungen in den deutschen Unternehmen
Ein Schritt in Richtung mehr Work-Life-Balance
Berlin, den 26. September – 58 % der Unternehmen sehen in der sogenannten „Familienstartzeit“ eine große oder sehr große Hilfe für junge Familien, so eine Untersuchung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2023. Die Befragung wurde vom Institut für Demoskopie Allenbach durchgeführt.
Laut Bericht zur Untersuchung haben deutsche Unternehmen in den letzten Jahrzehnten verstärkt am familienfreundlichen Arbeitsumfeld gearbeitet, begünstigt durch die gestiegene Erwerbsorientierung von Müttern. Die Einführung des Elterngelds 2007, der Ausbau der Betreuungsangebote ab 2008 und die Corona-Pandemie von 2020 bis 2022 haben diese Entwicklung beschleunigt.
Die Bundesregierung eine sogenannte „Familienstartzeit“ gesetzlich regeln. Hierin soll eine zweiwöchige vergütete Freistellung für die Partner*in nach der Geburt eines Kindes eingeführt werden. Partner*innen sollen in dieser Zeit bei voller Lohnfortzahlung freigestellt werden können. Auch Alleinerziehende sollen eine Person benennen können, die sie nach der Entbindung unterstützt. Dem Arbeitgeber sollen die Kosten aus der U2-Umlage erstattet werden.
Große Bedeutung der Familienfreundlichkeit
Unternehmen unterstützen ihre Beschäftigten schon heute bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch freiwillige Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und Kinderbetreuungshilfen. 56 Prozent der Unternehmen bieten Vätern nach der Geburt eines Kindes Sonderurlaub an, wobei dieser bei 52 Prozent auf zwei Arbeitstage begrenzt ist.
Vorerst keine breite Bekanntheit der Familienstartzeit
Innerhalb der Bundesregierung wird aktuell über ein Familienstartzeitgesetz diskutiert. Bis Juli 2023 hatten allerdings lediglich 41 Prozent der Befragten bereits von der Familienstartzeit gehört, 59 Prozent der Befragten erst durch die Umfrage darüber informiert wurden. Es existieren bedeutende Unterschiede in Bezug auf die Kenntnisse abhängig von der Unternehmensgröße: Lediglich 28 Prozent der Befragten in kleinen Unternehmen haben bisher von dieser Regelung gehört, während es in großen Unternehmen bereits 54 Prozent sind.
Wesentliche Unterschiede zur Bekanntheit zeigen sich jedoch je nach Geschlecht und Position der Verantwortlichen im Betrieb. Frauen sind besser informiert als Männer (45 % gegenüber 37 %) und die Personalleitung ist informierter als die Geschäftsleitung (54 % gegenüber 32 %). Dennoch liegt die Informationsquote selbst in diesen besser informierten Gruppen unter 60 Prozent. Der Informations- und Meinungsbildungsprozess zur Familienstartzeit ist also noch nicht abgeschlossen.
Bewertung der Familienstartzeit
In der Umfrage wurde die Regelung zur Familienstartzeit knapp vorgestellt. Danach beurteilen 43 Prozent der Befragten die Familienstartzeit positiv, während 31 Prozent sie negativ bewerten und 26 Prozent unentschieden sind. Des Weiteren zeigen diejenigen, die bereits zuvor von den Plänen gehört hatten keine signifikanten Unterschiede in ihrer Einstellung im Vergleich zu den bis dahin Uninformierten.
Die Bewertung der geplanten neuen Regelung zeigt erhebliche Unterschiede, vor allem in Bezug auf das Geschlecht und Alter der Befragten. Frauen und jüngere Verantwortliche unter 40 Jahren bewerten sie positiver, während Männer und ältere Verantwortliche dies weniger tun. Die Zustimmung zur geplanten Leistung wird etwas breiter, wenn man ihre Bedeutung für Familien betrachtet. Dabei sehen 58 Prozent die Familienstartzeit als (sehr) große Hilfe für junge Familien, während nur 31 Prozent eine geringere oder gar keine Hilfe darin erkennen; 11 Prozent sind unentschieden.
Methodik:
Die Studie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiiert und vom INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH durchgeführt. Befragt wurden Unternehmen aus allen Branchen mit mindestens einem abhängig Beschäftigten. Zielgruppe in den Unternehmen waren Personalverantwortliche oder ein Mitglied der Unternehmensleitung. Die Online-Interviews erstreckten sich über den Zeitraum vom 15. Juni bis zum 12. Juli 2023 und wurden in insgesamt 1.183 Unternehmen im gesamten Bundesgebiet durchgeführt.
Weitere Informationen zur Methode und zu weiteren Ergebnissen finden Sie unter:
https://www.ifd-allensbach.de/fileadmin/IfD/sonstige_pdfs/9235_Familienstartzeit_Bericht_end.pdf
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