Hassrede im Internet
Anonyme verbale Gewalt im Netz
Berlin, 28. Juni 2023 – Bei der deutschlandweiten Studie der Landesanstalt für Medien NRW durchgeführt vom Forsa Forschungsinstitut, wurden deutschsprachige private Internetnutzer*innen ab 14 Jahren in Deutschland zur Hassrede im Internet befragt. 75 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine strafrechtliche Verfolgung von Verfassenden von Hasskommentaren für eine wirksame Strategie halten.
Erfahrungen mit Hasskommentaren im Internet
76 Prozent der Befragten wurden schon mal im Internet mit Hate Speech konfrontiert. Dabei lassen sich klare altersspezifische Unterschiede in Bezug auf die Wahrnehmung von Hate Speech im Internet feststellen. Jüngere Menschen werden häufiger mit Hate Speech konfrontiert als ältere (14-24 Jährige: 89 %, 25-44 Jährige: 91 %, 45-59 Jährige: 74 %, 60+ Jährige: 60 %). Knapp 40 Prozent der 14- bis 24-Jährigen, die bereits Hasskommentare im Internet erlebt haben, waren selbst schon einmal von Hassrede betroffen. Unterschiede nach Geschlecht zeigen sich bei der Analyse, wobei Männer sind mit 27 Prozent dabei etwas mehr betroffen als Frauen (22 %).
Strafverfolgung bei Hass im Netz
Die Studie zeigt, dass sich immer mehr Menschen mit Hasskommentaren auseinandersetzen (2019 – 36%, 2023 – 40 %). Zusätzlich melden auch mehr Menschen Hasskommentare bei den Internetplattformen (2019 – 25 %, 2023 – 30 %). Obwohl es einen geringfügigen Rückgang gibt, sind nach wie vor drei Viertel (75%) der Befragten überzeugt, dass die strafrechtliche Verfolgung das wirksamste Mittel im Kampf gegen Hasskommentaren im Internet ist. Direkt danach folgt das Löschen solcher Kommentare gemäß den medienrechtlichen Verfahren, 71 Prozent der Befragten betrachten dies als effektive Maßnahme.
Welche Zielgruppen erleben Hasskommentare im Internet?
Hate Speech wurde von etwas mehr als einem Drittel der Befragten (36 %) gegenüber Mitgliedern der LGBTQ-Gemeinschaft wahrgenommen. Dicht gefolgt davon sind Personen, die nicht den „gängigen“ Schönheitsidealen entsprechen (34 %) sowie Frauen (33 %). Die Befragten nannten auch Muslim*innen (26 %), Journalist*innen (23 %), Menschen mit anderem Glauben (22 %) und Menschen mit Behinderungen (21 %).
Sind Hasskommentare Zeitverschwendung?
Die Mehrheit von 61 Prozent ist der Ansicht, dass es Zeitverschwendung ist, sich mit Hasskommentaren im Internet zu beschäftigen. Obwohl dieser Wert in den letzten Jahren leicht gesunken ist (Vorjahr: 63 %, 2020: 68 %), bleibt er weiterhin hoch. Darüber hinaus geben 57 Prozent an, dass sie sich nicht für Hate Speech interessieren. Dieser Wert hat sich seit 2019 relativ stabil gehalten, mit einer Ausnahme im Jahr 2022, als er bei 52 Prozent lag. Ein Drittel (33 %) fühlt sich durch Hasskommentare im Internet verängstigt.
Methodik:
Für die Hate Speech Forsa-Studie 2023 wurden vom 20. bis zum 23. April 2023 1006 deutschsprachige private Internetnutzer*innen ab 14 Jahren in Deutschland befragt. Die Befragung fand mit einer Online-Befragung (CAWI) anhand eines strukturierten Fragebogens statt. Die Studie wurde von der Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegeben und vom Forsa Forschungsinstitut durchgeführt.
Weitere Infos unter:
forsa-Befragung zur Wahrnehmung von Hassrede – Landesanstalt für Medien NRW (medienanstalt-nrw.de)
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