ifo Bildungsbarometers 2023
WIE BEWERTEN DIE DEUTSCHEN DIE SCHULEN IN IHREM BUNDESLAND?
Berlin, den 21. September 2023 – 41 Prozent der Menschen Bayern geben den Schulen in ihrem Bundesland die Note 1 oder 2, in Badem-Württemberg sind es 30 Prozent und in Nordrhein-Westfalen nur 20 Prozent. Dies berichtet unter anderem der ifo Bildungsbarometer 2023.
Bildungsföderalismus in Deutschland
Der Bildungsföderalismus in Deutschland zeigt sich in zahlreichen Ausprägungen. Unterschiedliche Schulsysteme in den einzelnen Bundesländern sowie vielfältige Lehrkräfteausbildungen sind nur einige Beispiele. Hinzu kommt, dass Schüler*innen stets erhebliche Unterschiede in den schulischen Leistungen zwischen den Bundesländern aufweisen. In Anbetracht dieser Tatsachen hat das ifo Bildungsbarometer 2023 erstmalig eine umfassende repräsentative Untersuchung für Deutschland durchgeführt. Aufgrund der Stichprobengröße sieben Regionen einzeln betrachtet werden. Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg werden separat ausgewertet, während die kleineren Bundesländer in vier Regionen zusammengefasst wurden: Nord-West (Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein), Nord-Ost (Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern), Mitte-West (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) und Mitte-Ost (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dabei zeichnen sich bei der Bewertung der Schulen deutliche regionale Unterschiede ab.
Lehrkräftemangel
In Bayern vergeben 41 Prozent der Befragten die Noten 1 oder 2 für die Schulen in ihrem Bundesland, 30 Prozent in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen bewerten nur 20 Prozent die Schulen als sehr gut oder gut. In den übrigen vier Regionen bewegen sich die Werte zwischen 24 Prozent und 26 Prozent. In Bezug auf die Frage, ob der Lehrkräftemangel als ernsthaftes Problem wahrgenommen wird, sind die Zustimmungswerte (sehr ernsthaftes/ernsthaftes Problem) in allen Regionen hoch. Am besorgniserregenden empfinden dies die Befragten in der Region Mitte-Ost. Dort nehmen 82 Prozent den Lehrkräftemangel als (sehr) ernsthaftes Problem wahr. Hinsichtlich der Frage nach Lernrückständen durch Corona zeigen alle Regionen eine absolute Mehrheit der Bevölkerung, die dieses als ein ernsthaftes Problem ansehen. Die Werte für sehr ernsthaft und ernsthaft reichen von 58 Prozent in Bayern und Nord-West bis zu 66 Prozent in Mitte-West.
Wahrnehmung von Schulsanierungen
In Bezug auf die Einschätzung, ob nicht ausreichend sanierte Schulgebäude ein ernsthaftes Problem in ihrem jeweiligen Bundesland darstellen, treten auffälligere regionale Unterschiede zutage. Nordrhein-Westfalen verzeichnet hierbei einen Anteil von 66 Prozent der Befragten, die den Zustand der Schulen (sehr) problematisch finden. In Bayern sind es l 47 Prozent. Bayern ist somit die einzige Region, in der keine absolute Mehrheit diese Ansicht teilt.
Für die große Mehrheit der Befragten (78 %) ist Bildungspolitik ein entscheidender Faktor bei ihrer Wahlentscheidung bei Landtagswahlen, insbesondere in den Regionen Mitte-Ost (84 %) und Nord-Ost (83 %).
Änderung des bildungspolitischen Grundgesetzes
In den meisten Regionen ist eine absolute Mehrheit der Befragten dafür, das Grundgesetz so zu ändern, dass bildungspolitische Entscheidungen grundsätzlich von der Bundesregierung statt den Bundesländern getroffen werden. Nur in Bayern (44 % Zustimmung) und Baden-Württemberg (46 % Zustimmung) herrscht eher eine geteilte Meinung. In sämtlichen anderen Regionen gibt es hingegen eine (klare) Mehrheit für die vorgeschlagene Änderung, besonders ausgeprägt mit 61 Prozent in der Region Nord-Ost. Bezüglich der Einführung deutschlandweit einheitlicher Abschlussprüfungen im Abitur, der Mittleren Reife und beim Hauptschulabschluss ergibt sich in allen Regionen eine überwältigende Zustimmung der Befragten von über 80 Prozent.
Methodik:
Das ifo Bildungsbarometer 2023 wurde von der Talk Online Panel GmbH zwischen dem 17. Mai und dem 5. Juni 2023 durchgeführt. Insgesamt wurden 5.636 Personen im Alter zwischen 18 und 69 online befragt. Erstmals wurden Daten für sieben Regionen erhoben: Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg wurden einzeln ausgewertet, während die übrigen Bundesländer in vier Regionen zusammengefasst wurden. In jeder Region wurden über 500 Personen befragt. In Nordrhein-Westfalen sind es 1.253 Befragte, in Nord-West 912, in Bayern 883, in Mitte-West 773, in Baden-Württemberg 746, in Mitte-Ost 569 und in Nord-Ost 506. Die Stichprobenauswahl erfolgte unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Schulabschluss und Erwerbsstatus gemäß den Daten der amtlichen Statistik.
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