JIM-Studie 2023
Jugendliche werden im Netz mit sexueller Belästigung,Falschinformationen und Hasskommentaren konfrontiert
Berlin, den 19. Dezember 2023 – Jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge wurde 2023 im Netz schon einmal sexuell belästigt, so die JIM-Studie 2023 des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk (SWR). Die Studie erfasst das Medienverhalten von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren, deren Erfahrungen mit dem Internet und deren Interessen.
Jugend und Online-Welten: Unerwünschte Inhalte, Beleidigungen und Fake News im Blick
23 Prozent der Jugendlichen wurden im Monat vor der Befragung mit unerwünschten pornografischen Inhalten konfrontiert. 14 Prozent gaben an, in den letzten 30 Tagen im Internet beleidigt oder angefeindet worden zu sein. 58 Prozent hatten Kontakt mit Fake News. Etwa 40 Prozent der Jugendlichen kamen in Berührung mit extremen politischen Ansichten, Verschwörungstheorien oder Hassbotschaften.
Digitale Trends 2023: Jugendliche online – WhatsApp vorn, Facebook im Abseits
Im Jahr 2023 verbringen Jugendliche durchschnittlich 224 Minuten täglich online, wobei Messenger, wie WhatsApp und Social-Media, wie Instagram und TikTok eine herausragende Bedeutung haben, so die Studie. WhatsApp wird von 94 Prozent der Jugendlichen regelmäßig (täglich/mehrmals pro Woche) verwendet, gefolgt von Instagram mit 62 Prozent, TikTok mit 59 Prozent und Snapchat mit 49 Prozent. 22 Prozent nutzen Facebook regelmäßig. Interessanterweise zeigen knapp zwei Drittel der Jugendlichen Interesse am aktuellen Weltgeschehen.
Jugend im Blick: Interessen, Informationsquellen und KI-Nutzung im Jahr 2023
63 Prozent der Jugendlichen bekunden Interesse am Thema Klimawandel, während 54 Prozent am Ukraine-Krieg und 40 Prozent an Diversität und Vielfalt in der Gesellschaft Interesse zeigen. Die gängigsten Quellen für Nachrichten wie das aktuelle Weltgeschehen sind Gespräche mit Familie (63 %) oder Freunde (53 %), gefolgt von Fernseh- und Radionachrichten (54 %). Inzwischen spielen auch YouTube (33 %), TikTok (30 %) und Instagram (29 %) eine Rolle als Nachrichtenquellen. Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt unter Jugendlichen an Bedeutung: 38 Prozent haben bereits das Programm ChatGPT selbst genutzt, während weitere 36 Prozent zumindest mit dessen Funktion vertraut sind. 15 Prozent haben ausdrücklich noch nichts von ChatGPT gehört.
Medienabonnements im Wandel: Streaming dominiert in deutschen Familien 2023
Beim Betrachten verschiedener Medienabonnements wird die enorme Relevanz von Video- und Musikstreaming offensichtlich. 86 Prozent der Haushalte, in denen die Jugendlichen leben, haben Abonnements für Videostreaming-Dienste wie Netflix, Prime Video und Disney+. 79 Prozent nutzen Musikstreaming-Dienste wie Spotify, Apple Music und YouTube Music. Abo-Fernsehen liegt mit deutlichem Abstand an dritter Stelle, wobei die Verbreitung nach einem starken Anstieg im vergangenen Jahr nun leicht rückläufig ist (2023: 43 %, 2022: 47 %, 2021: 35 %).
Technologiebesitz im Geschlechter- und Schulvergleich
Im Vergleich zu Jungen verfügen Mädchen öfter über Tablets (63 % gegenüber 49 % bei Jungen), E-Book-Reader (17 % gegenüber 11 % bei Jungen) und Laptops (56 % gegenüber 51 % bei Jungen). Hingegen besitzen Jungen häufiger einen Desktop-Computer (52 % gegenüber 28 % bei Mädchen), eine stationäre Spielekonsole (61 % gegenüber 33 % bei Mädchen) oder eine tragbare Spielkonsole (37 % gegenüber 29 % bei Mädchen
Methodik:
Seit 1998 führt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs), in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk, die jährliche Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) durch. Im Zeitraum vom 30. Mai bis 9. Juli 2023 wurden bundesweit insgesamt 1.200 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren für die JIM-Studie 2023 befragt. Die Feldarbeit und Datenprüfung erfolgte durch die Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH (GIM) in Wiesbaden. Die Umfrage wurde im Mixed-Mode Design durchgeführt. 70 Prozent der Teilnehmenden wurden über telefonische, computergestützte Interviews (CATI) in einer kombinierten Festnetz- und Mobil- funkstichprobe befragt. 30 Prozent der Interviews wurden online durchgeführt (CAWI). Abweichungen von der Soll-Struktur wurden durch eine iterative Gewichtung nach den Merkmalen: „Geschlecht x Alter Insgesamt“ und Bundesland (jeweils Basis: Statistisches Bundesamt, Stand 31.12.2022 fortgeschrieben) ausgeglichen.
Weitere Infos hier: https://www.mpfs.de/studien/jim-studie/2023/
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