Kinderarmut in Deutschland
Knapp ein Viertel der Kinder und Jugendlichen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht
Berlin, den 27. Juli 2023 – Die Kinderarmut in Deutschland hängt laut Statistischen Bundesamt in großem Maße von der Bildung der Eltern ab.
Wann ist man Armutsgefährdet?
Gemäß der Erhebung wird eine Person als armutsgefährdet eingestuft, wenn das Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung beträgt. Im Jahr 2022 lag diese Schwelle in Deutschland bei 1.250 Euro netto pro Monat für eine alleinlebende Person und bei 2.625 Euro netto pro Monat für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren. Im Jahr 2022 betrug die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, deren Eltern zwar einen Haupt- oder Realschulabschluss, aber keinen beruflichen Abschluss hatten 38 Prozent. Dies gab das Statistische Bundesamt anhand von Ergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen bekannt. Kinder und Jugendlichen von Eltern mit einem mittleren Bildungsabschluss, zu dem eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Abitur zählen, liegt der Wert bei 15 Prozent. Wenn Eltern einen höheren Bildungsabschluss, wie z. B. einen Meistertitel oder ein abgeschlossenes Studium hatten, waren es 7 Prozent.
Armut und soziale Ausgrenzung bedroht
Armut ist ein vielschichtiges Phänomen, das nicht nur in finanziellen Aspekten, sondern auch in sozialen Faktoren zeigt. Im Jahr 2022 waren laut Statistischem Bundesamt in Deutschland knapp 24 Prozent der unter 18-Jährigen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. EU-weit lag der Wert bei 25 Prozent. Im Vergleich zu anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union lag das Risiko für Armut oder soziale Ausgrenzung in Deutschland damit nur knapp unter dem Durchschnitt. Dennoch war der Anteil der armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Kinder und Jugendlichen in gut zwei Drittel aller EU-Staaten niedriger als hierzulande. Kinder und Jugendliche in Slowenien (10 %; Armutsgefährdungsgrenze für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 1.737 Euro netto im Monat), Tschechien (13 %; 1.275 Euro) und Dänemark (14 %; 3.492 Euro) waren am wenigsten einem Risiko für Armut oder soziale Ausgrenzung ausgesetzt. Insgesamt waren im Jahr 2022 EU-weit rund 20 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
Methodik:
Zur Berechnung der Armutsgefährdungsquote wird das tatsächlich erzielte Haushaltseinkommen des Vorjahres von allen Haushaltsmitgliedern herangezogen. Dabei erfolgt eine Verteilung auf die Personen des Haushalts mithilfe einer Gewichtungsskala (Äquivalenzskala), die unterschiedliche Haushaltsstrukturen und Einspareffekte durch das Zusammenleben berücksichtigt. Jeder Person im Haushalt wird ein bestimmtes Gewicht zugewiesen, wobei die modifizierte OECD-Skala angewendet wird. Nach dieser Skala erhält die erste erwachsene Person stets das Gewicht 1, weitere Erwachsene und Kinder ab 14 Jahren das Gewicht 0,5 und Kinder unter 14 Jahren das Gewicht 0,3. Dadurch ergibt sich für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren beispielsweise ein Gesamtgewicht von 2,1. Das verfügbare Haushaltseinkommen wird nun durch die Summe der Gewichte dividiert. Das so ermittelte Einkommen der Personen wird als „bedarfsgewichtetes Äquivalenzeinkommen“ bezeichnet und jedem Haushaltsmitglied als persönliches Äquivalenzeinkommen zugewiesen. Diese Ergebnisse stammen aus der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC). EU-SILC ist die offizielle Hauptdatenquelle für die Messung von Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in Deutschland und der EU. In Deutschland wurde die Erhebung seit dem Jahr 2020 als Unterstichprobe in den Mikrozensus integriert. Aufgrund der damit verbundenen umfangreichen methodischen Änderungen ist ein Vergleich der Ergebnisse ab 2020 mit den Vorjahren nicht möglich. Um die Ergebnisse möglichst zeitnah nach dem Ende des Erhebungsjahres bereitzustellen, werden seit 2020 zunächst Erstergebnisse und später Endergebnisse veröffentlicht. Die hier angegebenen Ergebnisse für 2022 sind daher Erstergebnisse.
Weitere Infos zur Kinderarmut in Deutschland ehralten Sie unter folgendem Link: Kinder und Jugendliche von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss besonders von Armut bedroht – Statistisches Bundesamt (destatis.de)
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