Kindern mehr Vorlesen
Vorlese-Studie
Berlin, 07. Dezember 2021 – Eine aktuelle Studie im Auftrag der Stiftung Lesen, Deutsche Bahn Stiftung und DIE ZEIT und durchgeführt vom Umfragezentrum Bonn, hat untersucht, wie sehr Vorlesen in das Leben von Kindern integriert ist.
100 Prozent der Kinder wollen, dass ihnen vorgelesen wird; sich durch Geschichten in einer anderen Welt verlieren, Prinz*essin sein, lernen und mitfühlen. Kindern vorzulesen, ist ein wichtiger Beitrag zu ihrer sprachlichen und persönlichen Entwicklung und ihren langfristigen Bildungs- und Lebenschancen. Dennoch bekommen 32 Prozent der Kinder zuhause keine oder nur selten Impulse durchs Vorlesen und Erzählen. 50 Prozent der Eltern wollen eigentlich öfter vorlesen – nur wird nichts daraus. In 41 Prozent der Kitas nehmen Fachkräfte überdurchschnittlich viele Kinder wahr, denen Impulse durch Vorlesen fehlen. 95 Prozent der befragten Kitas vermuten, dass zuhause vor allem digitale Medien oder Fernsehen genutzt werden, 78 Prozent, dass Eltern zu wenig Zeit oder keine Lust haben und 56 Prozent vermuten, dass Eltern darauf zählen, dass in den Kitas vorgelesen wird.
In 91 Prozent der Kitas erhalten Kinder mindestens einmal am Tag Impulse durch Geschichten. Da ist es naheliegend, dass manche Eltern das Vorlesen den Kitas überlassen. Doch in neun von zehn Kitas ist Vorlesen Bestandteil der Elternarbeit. Die Kitas wollen Eltern nicht nur unterstützen, sondern auch dazu animieren, ihren Kindern zuhause vorzulesen, gerade weil dies so wichtig für ihre Entwicklung ist.
Unterstützung der Kitas
140 Fachkräfte geben an, dass sie sich Buchempfehlungen von den Eltern wünschen. Weitere 92 wünschen sich mehr zeitliche, personelle und finanzielle Ressource, 57 mehr Informationsveranstaltungen für oder mit den Eltern, um das Vorlesen in Familien zu etablieren. Auch für Familien mit nicht-deutscher Herkunftssprache, die 20 Prozent der Kinder in den Kitas ausmachen, wünschen sich Kitas Unterstützung. Zwei Drittel sehen Bücher in den Herkunftssprachen als Möglichkeit zur Motivation von Eltern. Kriterien zur Anschaffung von Vorlesestoff sind vor allem Aktualität, altersgerechte Inhalte und pädagogische Eignung.
Die Vorlesepraxis in den Kitas tritt vor allem in Form von Büchern auf. Auch in Zeiten digitaler Medien werden in 99 Prozent der Kitas gedruckte Bücher immer oder häufig benutzt. In 56 Prozent der Kitas benutzen Fachkräfte ein digitales Medium mindestens selten zum Vorlesen. Dies liegt vor allem daran, dass Kinder Bücher jederzeit alleine nutzen können, digitale Medien hingegen meist nur mit Fachkräften zusammen. Mindestens eine Art von Gerät wie Audiostifte, Tonieboxen, Lese-Eulen oder Tablets mit Vorlese- und Spiele-Apps sind in 49 Prozent der Kitas verfügbar.
Methodischer Hinweis
Im Auftrag von Stiftung Lesen, Deutsche Bahn Stiftung und DIE ZEIT hat das Umfragezentrum Bonn (uzbonn) eine standardisierte Befragung durchgeführt. Die Befragung fand im Zeitraum vom 4. Mai bis zum 11. Juni 2021 statt. Es haben 507 pädagogische Fachkräfte in Kitas an der Befragung teilgenommen. Die Teilnehmer*innen wurden telefonisch durch geschultes Interviewpersonal (CATI) sowie nach telefonischem Erstkontakt, aber erschwerter Erreichbarkeit, online mit identischem Fragen (20 der 507 Interviews) befragt.