Kirchen verlieren schneller Rückhalt als erwartet
6. Untersuchung der Kirchenmitgliedschaft der EKD
Berlin, den 21. November 2023 – Religion noch relevant? Religion hat für beinahe 80 Prozent der Bevölkerung keine oder nur geringe Relevanz. Dies berichtet eine Studie der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), durchgeführt vom Meinungsfoschungsinstitut forsa.
Die Bindung der Deutschen an die Kirchen und ihre Religion nimmt schneller ab als bisher erwartet, so die Verfasser*innen der Studie der EKD.
Prognose für einen Rückgang christlicher Konfessionsbindungen und den Aufstieg der Konfessionslosen
Laut der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD ist nur noch eine knappe Mehrheit der Deutschen christlich-konfessionell gebunden – evangelisch, katholisch oder orthodox. Christopher Jacobi, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD ist der Meinung, dass gemäß aktuellem Trend der Anteil der in Deutschland christlich-konfessionell Verbundenen voraussichtlich bereits im kommenden Jahr unter 50 Prozent fallen. Die Konfessionslosen dürften seiner Meinung nach voraussichtlich bis Ende der 2020er-Jahre die 50-Prozent-Marke überschreiten und somit die Bevölkerungsmehrheit darstellen.
Religion noch relevant? Mehrheit wohl bald nicht mehr Mitglied einer Kirche
Gegenwärtig schließen lediglich 27 Prozent der befragten Katholik*innen einen Kirchenaustritt aus, während es bei den Evangelischen 35 Prozent sind. In der vorherigen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vor etwa zehn Jahren lag diese Zahl noch bei 74 Prozent. Die Studie zeigt auch, dass religiöse Menschen schon heute eine Minderheit sind. So bezeichnen sich 13 Prozent der befragten Personen als kirchlich-religiös, 25 Prozent als religiös-distanziert und 56 Prozent sind Säkulare.
Eine differenzierte Betrachtung der Mitgliederbindung und Glaubensausprägungen bei den Evangelischen
Die Beziehung von evangelischen Kirchenmitgliedern zu ihrer Kirche spiegelt eine vielfältige Bandbreite von Einstellungen und Überzeugungen wider. Lediglich zwei Prozent geben an, zwar religiös zu sein, sich jedoch nicht als Christ*innen zu fühlen. 8 Prozent lebt seine religiösen Bedürfnisse auf individuelle Weise aus. Eine kleine Unsicherheit bezüglich des eigenen Glaubens geben 5 Prozent der Befragten zu Protokoll. Gläubige Mitglieder, die eine enge Verbindung zur evangelischen Kirche haben, machen 6 Prozent aus. Eine bedeutende Gruppe der Evangelischen von 32 Prozent fühlt sich als Christ*in, jedoch besteht nur eine geringe Bindung zur Kirche. 33 Prozent fühlen sich mit der Kirche verbunden, beschreiben diese aber gleichzeitig kritisch. Schließlich geben 13 Prozent der Evangelischen an, keine Religion zu benötigen
Vielfältige Glaubensausprägungen in der Katholischen Kirche
Die Daten zur Verbundenheit katholischer Kirchenmitglieder mit ihrer Kirch zeigen laut Studie eine breite Palette von Überzeugungen und Einstellungen. Nur eine geringe Minderheit von 4 Prozent bezeichnet sich als gläubiges Mitglied, das eine enge Bindung zur Kirche hat. Dagegen zeigen 36 Prozent eine kritische Verbundenheit zur Kirche. Eine beträchtliche Anzahl von 32 Prozent fühlt sich als Christ*in, aber die Kirche spielt für sie nur eine geringe Rolle. 3 Prozent gibt an, religiös zu sein, sich jedoch nicht als Christ*in zu fühlen. 8 Prozent leben ihre religiösen Bedürfnisse auf individuelle Weise aus. Eine Unsicherheit bezüglich des eigenen Glaubens äußern 5 Prozent der Katholiken. Schließlich geben 12 Prozent an, keine Religion zu benötigen.
Methodik:
Die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD, die seit 1972 etwa alle zehn Jahre durchgeführt wird, stellt eine religionssoziologische Studie dar. Diese Studie untersucht die Einstellung zur Religion und Kirche in der Bevölkerung. Erstmals wurden in der aktuellen Untersuchung auch repräsentative Ergebnisse für katholische Kirchenmitglieder erhoben. Die Befragung fand zwischen Oktober und Dezember 2022 durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa statt und umfasste insgesamt 5.282 Personen. Die Befragten wurden über das Omninet-Panel des Meinungsforschungsinstituts Forsa kontaktiert und telefonisch befragt. Die Studie wurde unter Federführung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD durchgeführt, wobei die katholische Deutsche Bischofskonferenz erstmals daran beteiligt war.
Weitere Infos hier:https://www.ekd.de/ergebnisse-der-6-kirchenmitgliedschaftsuntersuchung-80962.htm
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