Mediennutzung von Kindern in Deutschland
Wie sicher surfen Kinder im Netz?
Berlin, 20. Juni 2023 – Bei der deutschlandweiten Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk (SWR), durchgeführt durch das IFAK Institut, wurden im Jahr 2022 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren und ihre primären Erziehungspersonen zur Mediennutzung befragt. 48 Prozent der Erziehungspersonen gaben an, dass ihr Kind auch alleine bzw. unbeaufsichtigt ins Internet gehen darf.
Kaum Verwendung des Jugendmedienschutzes
Zwar sehen 80 Prozent der Erziehungsberechtigten im Internet Gefahren für ihre Kinder, doch lediglich knapp ein Drittel stimmt voll und ganz zu, dass es von Relevanz sei, Programmeinstellungen, die den größtmöglichen Schutz bieten, auf den Geräten zu aktivieren (31 %). 68 Prozent der Haupterzieher*innen gaben an, keine Jugendschutzsoftware auf den von den Kindern verwendeten Geräten wie PC/Laptop, Tablet, Handy/Smartphone und Spielekonsole installiert zu haben. Vor allem bei der Nutzung digitaler Medien wie Online-Spiele und dem Internet agieren Kinder oft ohne Begleitung (48 %).
Hälfte der Kinder im Besitz eines Smartphones
Die Umfrage zeigt, dass das Internet von insgesamt 70 Prozent der Kinder in der Altersgruppe sechs bis 13 Jahre genutzt wird. Dabei steigt der Anteil der jungen Onliner*innen mit zunehmendem Alter signifikant an (38 % bei 6-7 Jahren, 59 % bei 8-9 Jahren, 85 % bei 10-11 Jahren und 99 % bei 12-13 Jahren). 58 Prozent der 10- bis 11- Jährigen besitzt ein eigenes Smartphone. Bei den 12- bis 13-Jährigen spielt die Kommunikation über den Messenger-Dienst WhatsApp (55 %) sowie das Anschauen von Filmen und Videos (36 %) eine wesentliche Rolle bei der Internetnutzung.
Verantwortung wird auch der Schule zugeschrieben
In Bezug auf den Umgang ihrer Kinder mit Medien vertreten die Eltern unterschiedliche Meinungen. Auf der einen Seite erkennen 86 Prozent der Eltern die Möglichkeiten, die das Internet bietet, um Neues zu lernen. Auf der anderen Seite stimmen 80 Prozent der Aussage zu, dass das Internet Gefahren für Kinder mit sich bringt. Die überwiegende Mehrheit der Eltern sieht sowohl die Schule (83 %) als auch sich selbst als Erziehungsberechtigte (78 %) in der Verantwortung, ihren Kindern den richtigen Umgang mit Medien beizubringen. 79 Prozent wünschen sich Medienkompetenz als Schulfach. Bezüglich der Bildschirmzeit der Kinder werden nur selten spezifische Maßnahmen ergriffen.
Freizeitgestaltung
Als liebste Freizeitaktivität nennen 60 Prozent der Jungen und 64 Prozent der Mädchen „Freunde treffen. Fernsehen als liebste Freizeitaktivität kommt erst auf Platz 5 (jeweils 18 %); das Internet nutzen erst auf Platz 10 (Jungen = 10 %, Mädchen = 9 %).
Kaum Kontrolle bei der Nutzungsdauer der digitalen Geräte
Ungefähr ein Drittel der Eltern kontrolliert regelmäßig die Nutzungsdauer ihres Kindes am PC/Laptop/Tablet (34 %), Handy (31 %) oder der Spielkonsole (33 %). Insgesamt geben 45 Prozent der Kinder an, dass sie digitale Spiele spielen, für die sie zu jung sind. Die Eltern internetnutzender Kinder geben an, dass ihre Kinder bereits auf gewalthaltigen (6 %), pornografischen (3 %) oder extremistischen Inhalt (1 %) gestoßen sind.
Methodischer Hinweis:
Für die KIM-Studie 2022 wurden zwischen dem 2. September und dem 21. Oktober 2022 insgesamt 1.219 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren in ganz Deutschland befragt. Dabei fanden persönliche Interviews vor Ort (CAPI) in den Haushalten statt. Parallel dazu wurden auch die primären Erziehungspersonen zu ihrem eigenen Medienkonsum und ihren Einstellungen befragt (Selbstausfüllerinterview). Bei der Studie handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk (SWR), durchgeführt durch das IFAK Institut GmbH & Co. KG. Die Stichprobe wurde repräsentativ ausgewählt, wobei die Sample Points nach Bundesland und Gemeindetyp zufällig geschichtet wurden. Durch die Verwendung von Quotenvorgaben wurden innerhalb der Sample Points die Befragten anhand der aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts ermittelt. Dabei wurden Merkmale wie Geschlecht x Alter, Geschlecht x Alter x Bundesland und Gemeindetyp (BIK) x Bundesland berücksichtigt.
Weiterführende Informationen zur Studie können hier abgerufen werden.
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