Medienvertrauen sinkt moderat
Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2023
Berlin, den 2. April 2024 – Das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die Medien ist gesunken. 44 Prozent haben volles Vertrauen und 31 Prozent vertrauen „teils, teils“. Das geht aus der neunten Befragungswelle der Langzeitstudie Medienvertrauen der Universität Mainz hervor. Durchgeführt wurde die Studie vom Meinungsforschungsinstitut Verian.
Medien im Vertrauensvergleich
Wie schon 2022 ist das Vertrauen der Deutschen in die Medien auch 2023 weiter gesunken. 2023 stimmten 44 Prozent (2022 49 %, 2020 56 %) der Befragten der Aussage „voll und ganz/eher“ zu: „Wenn es um wirklich wichtige Dinge geht – etwa Umweltprobleme, Gesundheitsgefahren, politische Skandale und Krisen – kann man den Medien vertrauen“; 31 Prozent „teils, teils (2022 31 %, 2020 28 %). Laut Studie genießt der öffentlich-rechtliche Rundfunk von allen Mediengattungen das höchste Vertrauen. Weniger Vertrauen wird Onlinequellen und privatem Rundfunk (22 %) entgegengebracht.
Stabilität und leichte Veränderungen im Vertrauen der deutschen Bevölkerung in Medien
Der Vertrauensverlust beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen im letzten Jahr hat sich nicht wiederholt. Eine geringfügige Steigerung um zwei Prozentpunkte (von 2022 62 % auf 2023 64 % für sehr/eher vertrauenswürdig) im Vergleich zum Vorjahr liegt innerhalb der Fehlertoleranz und sollte nicht überinterpretiert werden. Vielmehr ist das Vertrauensniveau trotz anhaltender Diskussionen über Rundfunkbeiträge als stabil anzusehen, so die Verfasser*innen der Studie. Auch der Anteil derjenigen, die dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen nur „teils/teils“ (von 2022 25 % auf 2023 22 %) oder „eher nicht/ gar nicht“ vertrauen (von 2022 12 % auf 2023 12 %), hat sich nicht signifikant verändert.
Fortbestehendes Misstrauen: Zustand der Online-Nachrichten in Deutschland
Auch im Jahr 2023 bleibt das niedrige Vertrauen der Befragten in Online-Nachrichten bestehen. Nachrichten aus sozialen Netzwerken erreichen mit nur 2 Prozent Zustimmung für „sehr/eher vertrauenswürdig“ einen Tiefstwert. Das Vertrauen (sehr/eher vertrauenswürdig) in Videoplattformen wie YouTube (6 %), alternative Nachrichtenseiten (4 %) und Nachrichten in Gruppen auf Messengerdiensten (4 %) bleibt im Vergleich zum Vorjahr auf einem niedrigen Niveau.
Zunahme von Skepsis und Verschwörungstheorien gegenüber den Medien
Im Jahr 2023 haben Einstellungen, die eine undifferenzierte Ablehnung des gesamten Mediensystems und eine Nähe zu Verschwörungserzählungen zeigen, zugenommen. Beispielsweise stieg die Zustimmung zur Aussage, dass die Medien mit der Politik Hand in Hand arbeiten, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren, leicht auf 23 Prozent an(2022: 21 %) und die Zustimmung zur Behauptung, dass die Medien die Bevölkerung systematisch belügen, auf 17 Prozent (2022: 14 %).
Methodik:
Die Studienreihe zum Medienvertrauen in Deutschland startete 2008, gefolgt von jährlichen Erhebungen zwischen 2015 und 2020 sowie einer weiteren im Jahr 2022. Ende 2023 wurde eine neunte Umfrage durchgeführt. Die Studie ist nach Aussage der Verfasser*innen unabhängig und wird seit 2022 finanziell von der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützt. Die aktuelle Umfrage wurde – wie im Vorjahr – vom Meinungsforschungsinstitut Verian (ehemals Kantar Public) durchgeführt. Die Studienkonzeption und Datenanalyse werden von den beteiligten Wissenschaftler*innen übernommen. Zwischen November und Dezember 2023 wurden in einer repräsentativen Telefonumfrage (CATI) bundesweit 1.200 Bürger*innen ab 18 Jahren befragt.
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