Mehrheit sieht eine Gefahr durch Desinformationen für die Demokratie
Urheber:innen von Desinformation werden oft im politischen Raum vermutet
Berlin, den 14. März 2024 – Für 84 Prozent der Menschen in Deutschland stellen Falschinformationen im Internet ein großes oder sogar sehr großes Problem für unsere Gesellschaft dar, so die Studie „Verunsicherte Öffentlichkeit“ der Bertelsmann-Stiftung, durchgeführt durch das Meinungsforschungsunternehmen pollytix strategic research GmbH.

Desinformation als ernsthafte Bedrohung für Demokratie und Gesellschaft
Gemäß der Studie betrachten 81 Prozent der Befragten Desinformation als eine Bedrohung für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mehr als die Hälfte (54 %) ist der Meinung, dass diesem Thema nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Bezug auf die Motive hinter Desinformation herrscht weitgehende Einigkeit: Über 90 Prozent der Befragten sind der Überzeugung, dass die Absender*innen die politische Meinung in der Bevölkerung beeinflussen möchten. Ähnlich hohe Werte werden für die Beeinflussung von Wahlen (86 %) und die Spaltung der Gesellschaft (84 %) angegeben. Laut Herausgeber der Studie korreliert dies mit der Feststellung, dass Desinformation am häufigsten in Verbindung mit umstrittenen Themen wie Einwanderung, Gesundheit, Krieg und Klimakrise wahrgenommen wird.
Quellen und Verbreitungswege von Desinformation
Die Befragten nehmen Desinformation am häufigsten in sozialen Medien (59 %) wahr, wobei auch Blogs (37 %), Nachrichtenseiten und Messenger-Dienste (19 %) eine Rolle spielen. Zwei Drittel der Befragten sind der Auffassung, dass Protest- und Aktivist*innengruppen Desinformation verbreiten. Außerdem werden Blogger*innen und Influencer*innen (60 %), ausländischen Regierungen (53 %) sowie Politiker*innen und Parteien in Deutschland (50 %) für die Verbreitung von Desinformationen verantwortlich gemacht. Die Meinung, dass Desinformation gleichermaßen aus dem In- und Ausland stammt, teilt jede*r Zweite. Zudem glaubt mehr als die Hälfte, dass Desinformation sowohl aus dem rechten als auch dem linken Spektrum verbreitet wird.
Vergleich mit den USA
Die Umfragedaten ermöglichen auch einen Vergleich mit den USA. Dort ist die Unsicherheit über die Glaubwürdigkeit von Inhalten und die Wahrnehmung von Desinformation stärker ausgeprägt als in Deutschland. Auffällig ist, dass in Deutschland 70 Prozent der Befragten Desinformation als Problem für andere sehen und nur 16 Prozent diese als Risiko für sich selbst betrachten. Hingegen sind 39 Prozent der US-Bürger*innen besorgt, selbst von Desinformation getäuscht zu werden.
Methodik:
Zwischen dem 4. und 17. Oktober 2023 wurden in Deutschland 5.055 Personen und in den USA 2.018 Personen im Alter ab 16 Jahren online befragt. Die Umfrage wurde von der pollytix strategic research gmbh im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt und nutzte das Online-Panel von Bilendi & respondi. Die Daten wurden gewichtet, die Fehlertoleranz beträgt 1,4 Prozentpunkte in Deutschland bzw. 2,2 Prozentpunkte in den USA. Die Quotierung erfolgte anhand von Geschlecht, Alter, Bundesland, Bildung, Haushaltseinkommen und Migrationshintergrund. Die finalen Daten wurden anschließend nochmal gewichtet.
Weitere Infos hier: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2024/februar/grosse-mehrheit-erkennt-in-desinformation-eine-gefahr-fuer-demokratie-und-zusammenhalt
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