NIM Marktanalyse 2024 zu Co2-Kompenation
Motivationen für freiwillige Kompensationszahlungen
Berlin, 6. September 2024 – Eine aktuelle Studie des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen (NIM) untersucht, wie CO₂-Kompensationen von Verbraucher*innen in Deutschland wahrgenommen und genutzt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen wie: Wer sind die typischen Nutzer*innen von CO₂-Kompensationen, was motiviert sie, und welche Hindernisse stehen einer breiteren Akzeptanz im Weg?
CO₂-Kompensation: Bereitschaft wächst, doch Aufklärung nötig
Rund 60 Prozent der Befragten haben bereits CO₂-Emissionen kompensiert, wobei 68 Prozent von ihnen planen, in Zukunft noch häufiger auf Kompensationsmaßnahmen zurückzugreifen. I 40 Prozent haben ihre Emissionen bislang noch nie kompensiert. Von diesen 40 Prozent ist etwa die Hälfte nicht mit dem Konzept der CO₂-Kompensation vertraut, während die andere Hälfte bewusst auf solche Zahlungen verzichtet. Das Potenzial für CO₂-Kompensationen ist noch nicht ausgeschöpft: Fast 70 Prozent der Befragten äußern die Absicht, in Zukunft verstärkt Emissionen zu kompensieren, während etwa jede*r zehnte Befragte dies ablehnt. 68 Prozent möchten künftig mehr kompensieren.
Zusammenhang von Einkommen und Bildung bei freiwilligen Kompensationszahlungen“
Männer (60 %) und Frauen (61 %) berichten nahezu gleich häufig von freiwilligen Kompensationszahlungen. Die Bereitschaft zur Leistung solcher Zahlungen steigt mit dem Einkommen: Bei Personen mit niedrigem Einkommen liegt der Anteil bei 53 Prozent, bei denen mit mittlerem Einkommen bei 62 % und bei denen mit hohem Einkommen bei 67 Prozent. Je besser formal gebildet, desto häufiger wurde bereits kompensiert. Bei Hauptschulabsolvent*innen liegt der Anteil bei 53 Prozent, bei Realschulabgänger*innen bei 60 Prozent und bei Abiturient*innen bei 65 Prozent. Jüngere Personen zeigen eine höhere Neigung zur freiwilligen Leistung von Kompensationszahlungen. Während 70 Prozent der 18- bis 29-Jährigen angeben, solche Zahlungen freiwillig zu leisten, liegt dieser Anteil bei den 60- bis 69-Jährigen bei 57 Prozent. (Die Einkommensklassen sind folgendermaßen definiert: (Niedrig = Haushalts-Nettoeinkommen monatlich unter 1.000 € bis unter 2.000 €, mittel = Haushalts-Nettoeinkommen monatlich 2.000 € bis unter 4.000 €, hoch = Haushalts-Nettoeinkommen monatlich 4.000 € bis 5.000 € u. mehr)
Motivationen für freiwillige Kompensationszahlungen
Die Neigung zur Kompensation ergibt sich bei vielen aus einem Verantwortungsbewusstsein gegenüber Umwelt und Klima. Der Hauptgrund für freiwillige Kompensationszahlungen ist mit 50 Prozent der Wunsch, bewusst und verantwortungsvoll zu konsumieren. 39 Prozent erklären, dass sie die CO2-Emissionen nicht vollständig vermeiden können und daher das Klima und die Umwelt entlasten möchten. 38 Prozent geben an, Angst vor den Folgen des Klimawandels zu haben, was sie zur Kompensation motiviert. Für 34 Prozent steht der Wunsch im Vordergrund, nicht auf Annehmlichkeiten zu verzichten aber dennoch etwas für Klima und Umwelt tun wollen. 24 Prozent geben an, den von ihnen verursachten Schaden wiedergutmachen zu wollen. Lediglich 10 Prozent der Befragten sehen keinen Anlass fürCO2-Kompensationszahlungen, und 8 Prozent fühlen sich durch Freund*innen und Bekannte unter Druck gesetzt und möchten vermeiden, unangenehm aufzufallen.
Kritik an Kompensationszahlungen: Beweggründe und Überzeugungen der Verbraucher*innen
Viele Verbraucher*innen sind der Ansicht, dass Kompensationen nicht der richtige Ansatz sind, um die Umwelt zu schützen. 48 Prozent der Befragten vertreten die Meinung, dass Kompensationen durch Verbraucher*innen der falsche Weg seien und erwarten stattdessen, dass Hersteller und Händler die CO₂-Emissionen reduzieren oder vermeiden. 44 Prozent der Befragten geben an, sich im Alltag bereits umweltschonend zu verhalten und somit ihren Teil zum Umweltschutz beizutragen. 41 Prozent vertrauen den Anbietern von Kompensationsprojekten nicht, da sie bezweifeln, dass diese Projekte tatsächlich die versprochenen positiven Effekte auf Klima und Umwelt haben. 34 Prozent halten die zusätzlichen Kosten für Kompensationen für zu hoch und sehen darin ein weiteres Hindernis für die Nutzung solcher Angebote.
Methodik:
Die Befragung wurde vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e. V. konzipiert und die Fragebogen im GfK eBUS® erhoben. Die Stichprobe umfasste 2.023 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 74 Jahren und ist repräsentativ quotiert nach der deutschsprachigen Wohnbevölkerung dieser Altersgruppe. Die Befragung bestand aus insgesamt 11 Fragen, teilweise mit Filterführung, und fand im Zeitraum vom 14. September 2023 bis zum 24. September 2023 statt. Dabei wurden 17 demographische Merkmale erfasst.
Weitere Infos hier: https://www.nim.org/fileadmin/PUBLIC/3_NIM_Publikationen/NIM-Studien/NIMpulse/2403_NIMpulse_CO2-Kompensationen_fin_web.pdf
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