Reiseverhalten nach der Corona-Pandemie
Wie hat Corona das Reiseverhalten in Deutschland verändert?
Berlin, 30. Juni 2023 – Bei der deutschlandweiten Studie der ADAC Markt- und Meinungsforschung, durchgeführt von der NORDLIGHT research GmbH, wurden Menschen in Deutschland im Alter ab 18 Jahren zu ihrem Reiseverhalten nach der Corona-Pandemie befragt.
68 Prozent der deutschen Bevölkerung haben in 2022 eine Urlaubsreise unternommen, im Vergleich zu 51 Prozent im Jahr 2020 und 61 Prozent im Jahr 2021. Damit liegt das Niveau in 2022 in etwas auf dem Vor-Corona-Niveau.
Deutschland beliebt als Reiseziel
Obwohl der Anteil der Auslandsreisen im Jahr 2022 wieder angestiegen ist (43 % innerhalb Europas und 12 % außerhalb Europas), profitiert Deutschland als Reiseziel immer noch von den Zuwächsen der Inlandsreisen während der Corona-Zeit, selbst nachdem die meisten Reisebeschränkungen aufgehoben wurden. Mit einem Anteil von 45 Prozent liegt Deutschland als Reiseziel der Deutschen etwa 10 Prozentpunkte über dem Vorkrisenniveau. Die Daten der Studie deuten auch darauf hin, dass sich dieser Effekt langfristig einstellen könnte, selbst angesichts neuer Krisen. Darüber hinaus haben 32 Prozent der Befragten während der Pandemie Deutschland als Reiseziel schätzen gelernt und planen auch zukünftig dort Urlaub zu machen.
Mit diesen Verkehrsmitteln reist Deutschland
Die Entwicklung der Verkehrsmittel passt dazu: Das Auto, das besonders für Reisen innerhalb Deutschlands relevant ist, steigert seinen Anteil und bleibt mit 50 Prozent weiterhin über dem Vorkrisenniveau von 2019 (44 %). Hingegen hat die Beliebtheit des Flugzeugs 8 Prozentpunkte gegenüber 2019 verloren (27 %). Die Bahn konnte ihren Anteil um 3 Prozentpunkte steigern und liegt jetzt bei 11 Prozent. Pauschalreisen werden wieder häufiger unternommen (27 % im Jahr 2022 im Vergleich zu 19 % im Jahr 2020). Während der Pandemie gewannen Individualreisen an Beliebtheit. Auch dieser Trend scheint sich fortzusetzen: Mit 71 Prozent stellen sie nach wie vor den größten Teil dar und bleiben über dem Vorkrisenniveau (2019: 65 %). Badeurlaub ist mit 33 Prozent nach wie vor am beliebtesten.
Reiselust steigt, während das Sicherheitsbedürfnis wächst
Knapp zwei Dritteln der deutschen Bevölkerung geben an, dass sie auch 2023 wahrscheinlich wieder eine Urlaubsreise machen. Die Jahre der Krisen haben das Reisen zu einer besonderen Erfahrung gemacht. Jede*r Dritte erwartet, dass das eigene Bedürfnis nach Urlaub im Vergleich zum Vorjahr weiter steigen wird. Gleichzeitig haben die Krisen der letzten Jahre den Wunsch nach Sicherheit während der Reise verstärkt. Für 71 Prozent der Befragten steht eine unkomplizierte und problemlose An- und Abreise an erster Stelle bei den Entscheidungsfaktoren für eine Buchung. Die Einhaltung von Hygienestandards und die Möglichkeit einer flexiblen Stornierung sind für etwa 55 Prozent entscheidend. Darüber hinaus hat die politische Stabilität am Reiseziel, einschließlich demokratischer Standards und der Abwesenheit von Konfliktherden, eine hohe Bedeutung für die Hälfte der Befragten.
Auf diese Faktoren achten Deutsche beim Reisen
Sehr wichtig sind den Deutschen beim Reisen folgende Aspekte: Sicherheit, dass An- und Abreise unkompliziert und planbar sind (36 %), Einhaltung von Hygienestandards (27 %) sowie Flexibilität bei Stornierungen/Umbuchungen (26 %). Laut der ADAC-Studie erweisen sich überdurchschnittliche Qualität bei Hotels (15 %), Wettergarantie (14 %) und nachhaltige Mobilität am Zielort (12 %) als weniger wichtig.
Natur beliebt als Reiseziel
Eine intakte Natur am Reiseziel ist laut der ADAC-Studie einer der wichtigsten Buchungsfaktoren und für 60 Prozent der Befragten bedeutsam. Aspekte wie ökonomische Nachhaltigkeit (z. B. Vermeidung von Spekulationsobjekten als Unterkunft) (24 %) oder das Angebot nachhaltiger Lebensmittel in der Unterkunft (24 %), soziale Nachhaltigkeit (z. B. faire Arbeitsbedingungen) (23 %), der CO₂-Fußabdruck der Reise (20 %), rangieren auf den letzten Plätzen der Entscheidungskriterien für eine Buchung.
Das Reisebedürfnis der Menschen ist nach wie vor hoch. Weder Pandemie noch Energiekrise und Inflation halten sie dauerhaft davon ab. Für 2023 rechnen nur 24 Prozent mit weniger Urlaubsbudget. Etwa die Hälfte erwartet hier keine Veränderung. Doch der Anteil derjenigen, die sich einschränken müssen, ist erheblich gewachsen. Waren es 2020 nur 11 Prozent, die mit weniger Reisebudget für das Folgejahr rechneten, so sind es in der aktuellen Studie 24 Prozent. Sie wollen an erster Stelle an Komfort und Reisedauer sparen. Ein Drittel der Betroffenen geht sogar davon aus, aus finanziellen Gründen 2023 auf eine Reise verzichten oder zu Hause bleiben zu müssen.
Methodik:
Für die „ADAC Tourismusstudie: Reiseverhalten im Wandel“ wurden vom 6. bis zum 20. Dezember 2022 5.011 Personen in Deutschland ab 18 Jahren befragt. Die Befragung fand mit einer Online statt (CAWI im Online Panel von Respondi/Bilendi). Die Stichprobe entspricht bei der Verteilung von Alter, Geschlecht, Wohnregion und ADAC Mitgliedern der tatsächlichen Verteilung in Deutschland. Die Studie wurde von der ADAC Markt- und Meinungsforschung in Auftrag gegeben und vom NORDLIGHT research GmbH durchgeführt.
Weitere Infos unter: ADAC Tourismusstudie: Reiseverhalten der Deutschen | ADAC
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