Studie rät zu Schulklassen-Aufteilung nach Sozialkontakten
Studie der Universität Mannheim und der Columbia University veröffentlicht
Berlin, 20. Juli 2021 – Eine Studie der Uni Mannheim und der Columbia Universität zeigt wie intelligenter Wechselunterricht in den Schulen aussehen könnte, um die Corona-Ansteckungsgefahr an Schulen so gering wie möglich zu halten.
Wie eine Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) und der Columbia University (USA) zeigt, ist es ratsam Freundschaften unter Kindern und Jugendlichen bei nötigem Wechselunterricht zu berücksichtigen, um Corona Infektionsausbrüche an Schulen zu vermeiden. Für die Studie wurden die Kontakte zwischen 14- und 15-Jährigen in 507 Klassen in weiterführenden Schulen in England, den Niederlanden, Schweden und Deutschland analysiert. Zudem wurde das Infektionsgeschehen nach Verbreitung des Virus in einer Klasse unter verschiedenen Bedingungen simuliert:
1. Zufällige Aufteilung der Klassen in zwei Gruppen
2. Aufteilung in zwei Gruppen nach Geschlecht
3. Aufteilung in zwei Gruppen, basierend auf kompletten Netzwerkdaten
4. Selbstorganisierte Aufteilung in zwei Gruppen durch Schüler*innen, die ihre Kontakte selbst angeben
Die Aufteilung nach Sozialkontakten ist die effektivste Methode um Infektionsgefahr zu verringern
Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass alle vier Strategien das Infektionsgeschehen in unterschiedlichem Ausmaß eindämmen. So ist die Aufteilung nach Geschlecht deutlich effektiver, weil sich Schüler*innen eher mit Angehörigen des eigenen Geschlechts treffen. Als besonders wirksam erweist sich eine Aufteilung dann, wenn dabei die von den Schüler*innen in Befragungen angegebenen Sozialkontakte berücksichtigt werden. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass Schüler*innen sich außerhalb des Unterrichts treffen und so möglicherweise Infektionen weitergeben können. Auch lässt sich mit dieser Form der Gruppenbildung die Wahrscheinlichkeit eines Superspreading verringern. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass wechselnder Unterricht geteilter Schulklassen im wöchentlichen Rhythmus Infektionsketten besser unterbrechen kann als Unterricht, bei dem die Klassenhälften am selben Tag in der Schule präsent sind und z. B. unterschiedliche Räume zu verschiedenen Zeiten nutzen.
Methodischer Hinweis:
Die Untersuchung wurde von den Soziologen David Kretschmer und Dr. Lars Leszczensky vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) mit Anna Kaiser, Ph.D., von der Columbia University (USA) durchgeführt. Für die Studie wurden Daten der internationalen Langzeiterhebung „CILS4EU“ (Children of Immigrants Longitudinal Survey in Four European Countries) genutzt. Die Erhebung vergleicht hauptsächlich die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland, England, den Niederlanden und Schweden und umfasst eine Stichprobe von 507 Klassenräumen, die von 12.291 Schülern im Alter zwischen 14 bis 15 Jahren bevölkert werden. Neben vielen anderen für die Integration relevanten Daten, etwa zu Schulerfolg, familiärem Umfeld und Berufseinstieg, werden auch die sozialen Beziehungen der teilnehmenden Schüler*innen abgefragt und erhoben. Gefördert vom Europäischen Fördernetzwerk NORFACE und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wird das Projekt mit den jeweiligen Länderteams bereits seit über zehn Jahren vom MZES aus koordiniert. Weitere Details zur Studie sowie die Originalpublikation können unter folgender URL abgerufen werden: https://idw-online.de/de/news772806