Studie zu Hass im Netz: Lauter Hass – leiser Rückzug
Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht: Ergebnisse einer repräsentativen Befragung
Berlin, den 2.Oktober 2024 – Die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ untersucht die Auswirkungen von Hass im Netz auf die demokratische Debattenkultur in Deutschland. Sie wurde im Rahmen des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz durchgeführt und von mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Das NETTZ, HateAid, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur und den Neuen Deutsche Medienmacher*innen herausgegeben und vom Institut pollytix strategic research GmbH durchgeführt.
Hass im Netz: Junge Frauen und Minderheiten sind besonders betroffen
Rund die Hälfte der Befragten hat Hass im Internet bemerkt – etwa jede*r Achte gibt an, selbst schon davon betroffen gewesen zu sein. Beinahe jede zweite Person wurde schon einmal online beschimpft. Einem Viertel wurde körperliche Gewalt angedroht. 85 Prozent der Befragten erkennen rassistische Beleidigungen sowie solche aufgrund der sexuellen Orientierung oder des Geschlechts als Formen von Hass im Netz. Hass im Netz trifft 30 Prozent der Befragten mit sichtbarem Migrationshintergrund, 30 Prozent der jungen (16-24 Jahre) Frauen und 28 Prozent der homosexuellen sowie 36 Prozent der bisexuellen Menschen. Bei Frauen zeigt sich eine spezifisch frauenfeindliche Dimension: Fast die Hälfte der befragten Frauen (42 %) im Alter von 16-24 Jahren haben ungefragt Nacktfotos erhalten; 20 Prozent wurden online sexuell belästigt.
Verantwortung der Social-Media-Plattformen
Eine überwältigende Mehrheit von 86 Prozent der Befragten ist der Meinung, dass Social-Media-Plattformen größere Verantwortung übernehmen müssen. 79 Prozent der Befragten glauben, dass große Social-Media-Unternehmen auch finanziell für die gesellschaftlichen Schäden, die durch Hass im Netz entstehen, zur Verantwortung gezogen werden sollten. 76 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Hass im Netz auch zu einer Zunahme der Gewalt im Alltag beiträgt. Darüber hinaus sind 89 Prozent überzeugt, dass die Häufigkeit von Hass im Netz in den letzten Jahren zugenommen hat.
Methodik:
Die Studie zur Wahrnehmung, Betroffenheit und den Folgen von Hass im Netz wurde von der pollytix strategic research GmbH zwischen dem 23. Oktober und dem 3. November 2023 durchgeführt. Insgesamt nahmen 3.061 deutschsprachige Internetnutzer*innen ab 16 Jahren teil. Die Befragung erfolgte über ein Online-Access-Panel (CAWI-Methode) und dauerte durchschnittlich 15 Minuten. Die Stichprobe, nach der amtlichen Statistik (Destatis 2020) für Internetnutzende quotiert. Die maximale Fehlertoleranz bei den Ergebnissen liegt bei 1,8 Prozentpunkten im 95 %-Konfidenzintervall. Der Fragebogen wurde von den Organisationen des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz, darunter Das NETTZ, die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid und die Neuen deutschen Medienmacher*innen, konzipiert und in Zusammenarbeit mit pollytix finalisiert. Eine Vorversion des Fragebogens wurde im Juli und August 2023 von der Bilendi GmbH getestet und anschließend überarbeitet.
Weitere Infos hier: https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/lauter-hass-leiser-rueckzug/
Bild von Freepik