Studie zur Auswirkung von Schulschließungen während des Corona-Lockdowns
Weniger Schulstoff, dafür mehr Mediennutzung
Berlin, 26. Mai 2021 – Auch in der zweiten pandemiebedingen Schulschließung haben Schüler*innen in Deutschland viel Lernzeit verloren. Zu diesem und weiteren Ergebnissen kommt eine kürzlich vom Münchner Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlichte Studie. Für die Studie wurden zwischen Februar und März 2021 über 2.000 Eltern befragt.
Der Studie zufolge haben sich Schüler vor der Pandemie im Schnitt siebeneinhalb Stunden am Tag mit schulischen Lerninhalten beschäftigt. Während der Schulschließung Anfang 2021 lag diese Dauer bei nur knapp dreieinhalb Stunden, was immerhin eine halbe Stunde mehr als im ersten Lockdown 2020 war. Gleichzeitig verbrachten die Schüler*innen während den Schulschließungen rund viereinhalb Stunden täglich mit Fernsehen, Videospielen oder Social-Media. Täglichen Unterricht mit der ganzen Klasse, z.B. per Videokonferenz, hatten während der ersten Schulschließung nur 6 Prozent der Schüler*innen. Dieser Anteil ist während der zweiten Schulschließung auf rund ein Viertel gestiegen. Auch erhalten nur 13 Prozent der Schüler*innen tägliche Rückmeldung von ihrer Lehrkraft.
Weniger Lernerfolg, große psychische Belastung und Unterschiede bei sozialer Herkunft
63 Prozent der Eltern sind der Meinung, dass ihr Kind pro Stunde zuhause weniger lernt als in der Schule. Gleichzeitig geben die Hälfte der Eltern an, dass die Schließung der Schule eine starke psychische Belastung für die Kinder ist. Zudem geben 90 Prozent der Eltern an, dass die Kinder das Treffen mit Freunden vermissen und fast ein Drittel unter Bewegungsmangel leide sowie an Körpergewicht zugenommen habe. Auch wird in den Familien mehr gestritten als vor der Pandemie.
Weitere Unterschiede gibt es auch bei der sozialen Herkunft der Kinder. Rund ein Fünftel der Schüler*innen hat laut der Studie an schulischen oder privaten Nachhilfeangeboten teilgenommen. Der Anteil von Kindern aus Nicht-Akademiker-Haushalten, die an solchen Nachhilfeangeboten nicht teilgenommen haben, ist 13 Prozent höher, als bei Kindern aus Akademiker-Haushalten.
Zur Studie
Die Elternbefragung für die Studie des Münchner Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (kurz Ifo-Institut), wurde zwischen dem 17. Februar und dem 10. März 2021 durch das Befragungsunternehmen Respondi durchgeführt. Die Stichprobenziehung der insgesamt 2.122 Befragten erfolgte mit Hilfe eines Online-Fragebogens über sogenannte Online-Access-Panels. Um die Grundgesamtheit aller Eltern von Schulkindern in Deutschland bestmöglich abzubilden, erfolgte die Stichprobenziehung quotiert anhand folgender Merkmale: Alter, Geschlecht, Bundesland und Schulabschluss. Die Stichprobe umfasst Eltern von Schüler*innen an allen allgemeinbildenden Schulen – Grundschulen, Haupt-, Real- und Gesamtschulen, Gymnasien und sonstigen weiterführenden Schularten –, die über ihr jüngstes Schulkind befragt wurden. Etwa ein Viertel der Elternstichprobe (24%) nahm auch schon an der ersten Elternbefragung zu den Schulschließungen im Frühjahr 2020 teil. Die Studie kann unter folgender URL abgerufen werden: https://www.ifo.de/DocDL/sd-2021-05-woessmann-etal-corona-schulschliessungen.pdf