TikTok als Informationsquelle
Fake News führen zu weniger Vertrauen in soziale Medien insgesamt
Berlin, den 2. November 2023 – Immer weniger junge Menschen werden vom Journalismus erreicht, da ein Drittel der 14- bis 24-Jährigen unterhaltende Inhalte bevorzugt – genau die Art von Inhalten, die auf Instagram, YouTube und insbesondere TikTok zu finden sind. Dies berichtet eine aktuelle qualitative Studie vom Leibniz-Institut für Medienforschung Hans-Bredow-Institut (HBI).
Der Studie zufolge finden immer weniger Jugendliche und junge Erwachsene ihre Interessen in den traditionellen Nachrichtenmedien wieder. Ein geringes Interesse am aktuellen Weltgeschehen sowie die Zurückhaltung bei der Nutzung etablierter Informationsangebote hätten zur Folge, dass journalistische Angebote sie nur noch selten erreichen. Etwa ein Drittel der 14- bis 24-Jährigen berichteten in den Fokusgruppen, dass sie verstärkt von Angeboten in sozialen Medien angezogen werden. Für die qualitative Studie wurde mit insgesamt 46 Personen im Alter zwischen 14 und 22 in zehn Fokusgruppen in vier deutschen Großstädten diskutiert.
Junge Menschen, Meinungen und Medien: Eine facettenreiche Perspektive
Die jungen Menschen bewegen sich vorrangig in Gruppen, die vielfältige Meinungen zu verschiedenen Themen schätzen, politische Diskussionen jedoch nur selten führen, so die Studienherausgeber. Trotzdem sind gesellschaftliche Themen wie Diskriminierung, soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung in ihren Freundeskreisen Thema. Die etablierten Medien werden in den Fokusgruppen von den Jugendlichen in erster Linie dafür kritisiert, dass sie keine Verbindung zur Lebenswelt der Jugendlichen herstellen und keine Bezüge zur individuellen Identität wie Herkunft und Religion herstellen. Bei TikTok schätzen die befragten Jugendlichen nicht nur die Aktualität, sondern vor allem auch die kurzen und unterhaltsamen Inhalte und die Vielfalt der dort gebotenen Perspektiven, die sie für die eigene Meinungsbildung wertvoll finden.
Fake News führen zu weniger Vertrauen in soziale Medien insgesamt
Allerdings sehen die Jugendlichen auch ein gewisses „Suchtpotenzials“ bei der Nutzung sozialer Medien. Die Tatsache, dass negative, als „toxisch“ wahrgenommener Content verbreitet wird und die Zunahme von „Fake-Accounts“ und „Fake-Inhalten“ führen zu Unsicherheiten auch unter Jugendlichen und infolgedessen zu einem generellen Mangel an Vertrauen in Inhalte in sozialen Medien.
Wenig Wissen über die Rolle und Funktion des Journalismus vorhanden
Die Herausgeber der Studie berichten, dass die Teilnehmenden der Fokusgruppen über nur begrenztes Wissen über die generelle Rolle des Journalismus bei der Informationsverbreitung und der Ausbildungsprozesse im Journalismus. Der Begriff „Journalismus“ würde bei ihnen vorwiegend negative Emotionen wie Desinteresse hervorrufen. Sie assoziieren ihn mit Fake-News und Paparazzi. An den klassischen Medien bemängeln sie, dass bestimmte Themen überrepräsentiert seien, während andere Themen ignoriert oder verschwiegen würden.
Methodik:
Die Studie wurde am Leibniz-Institut für Medienforschung Hans-Bredow-Institut (HBI) im Rahmen des #UseTheNews-Projektes durchgeführt. Es handelt sich bei der Studie um eine qualitative Fokusgruppenstudie an der insgesamt 46 Personen im Alter zwischen 14 und 22 Jahren teilgenommen haben. Insgesamt wurden zehn Fokusgruppen vom 15. Mai bis 15. Juli 2023 in den vier deutschen Großstädten vier Großstädte Hamburg, Nürnberg, Dresden und Bottrop geführt.
Weitere Infos hier: https://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/neues/forschungsnachrichten/forschungsnachrichten-single/newsdetails/junge-menschen-werden-mit-journalistischen-angeboten-kaum-erreicht
Bild von Freepik