Überforderung durch Informationsflut
Wie sich Menschen im digitalen Zeitalter über Nachrichten informieren
Berlin, den 23. Mai 2024 – 78 Prozent nutzen Nachrichtenwebseiten und Nachrichten-Apps, um sich über das Zeitgeschehen zu informieren. 44 Prozent suchen auf sozialen Medien nach Neuigkeiten. Jede*r Zweite fühlt sich überfordert. Dies berichtet eine Studie des Digitalverband Bitkom.
Viele Menschen informieren sich regelmäßig über Mails, Social-Media sowie andere digitale Plattformen über aktuelle Ereignisse im Internet. 50 Prozent der Befragten verfolgen Nachrichten mehrmals täglich online, 32 Prozent einmal täglich und 13 Prozent zumindest mehrmals pro Woche. Nur 5 Prozent tun dies seltener. Allerdings haben viele Menschen zunehmend Schwierigkeiten, bei der Menge an Nachrichten, Quellen und Informationen den Überblick zu behalten, so die Studie. 50 Prozent fühlen sich oft überfordert; 58 Prozent sind sich häufig unsicher, welchen Online-Nachrichten sie vertrauen können; 62 Prozent reduzieren manchmal bewusst ihren Nachrichtenkonsum, wenn die Informationsflut zu groß wird. Der Wunsch nach Orientierung in Online-Nachrichten ist derzeit enorm: 90 Prozent der Internetnutzer*innen, die Nachrichten konsumieren, sehnen sich angesichts der Vielzahl an Meldungen nach einer zentralen Anlaufstelle im Netz, wo sie vertrauenswürdige und korrekte Informationen finden können.
Vielfältige Informationsquellen
Die Studie zeigt, dass 90 Prozent der Internetnutzer*innen in Deutschland ab 16 Jahren Nachrichten zu aktuellen Ereignissen und dem Zeitgeschehen online konsumieren. Diese beziehen Informationen aus verschiedenen Quellen: 78 Prozent nutzen Nachrichten-Webseiten oder Apps, 44 Prozent informieren sich über soziale Medien, 27 Prozent verwenden Messenger-Dienste, 26 Prozent schauen Videos auf YouTube-Kanälen und 18 Prozent hören Podcasts. Zudem haben 17 Prozent E-Mail-Newsletter oder spezielle Briefings abonniert. Bei den bevorzugten Nachrichten-Webseiten und Apps zeigt sich folgendes Bild: 47 Prozent nutzen regelmäßig Webseiten und Apps von Printmedien: 37 Prozent nutzen hierfür überregionale, 29 Prozent regionale/lokale und 9 Prozent internationale Printmedienangebote. Nachrichten-Webseiten oder Apps von TV und Radiosendern werden von 44 Prozent genutzt: 37 Prozent nutzen dafür öffentlich-rechtliche Angebote, wie tagesschau.de und 24 Prozent private Angebote, wie z. B. ntv.de. Startseiten von Internetzugangsprovidern wie t-online.de oder gmx.de nutzen 35 Prozent. Fachmedien-Webseiten oder Apps, die sich auf spezielle Themen wie Mobilität oder Sport konzentrieren, werden von 21 Prozent bevorzugt. 16 Prozent greifen auf reine Online-Nachrichtenseiten zurück, während 11 Prozent sich auf Seiten von Redaktions- und Rechercheverbünden wie correctiv.org informieren.
Bevorzugte Form des Nachrichtenkonsums variiert stark je nach Altersgruppe
48 Prozent konsumieren Nachrichten bevorzugt über das Lesen von Texten, wobei dieser Wert bei den Älteren ab 65 mit 59 Prozent mehr als doppelt so hoch ist wie bei den unter 30-Jährigen (28 %). 20 Prozent der Befragten geben an, dass sie am liebsten Bilder mit kurzen Texten anschauen, wie sie vor allem in sozialen Medien zu finden sind. Hier bevorzugen 30 Prozent der jüngeren Generation unter 30 Jahren diese Art des Nachrichtenkonsums, im Vergleich zu nur 10 Prozent der über 65-Jährigen. 17 Prozent ziehen Videos vor (26 % bei den 16-29-Jährigen und 15 % bei den über 65-Jährigen). Jede*r Zehnte gibt an, am liebsten Audio-Beiträge oder Podcasts zu hören. Diejenigen, die sich online über aktuelle Ereignisse informieren, investieren dafür im Durchschnitt 48 Minuten täglich. Bei fast einem Viertel (23 %) liegt diese Zeit sogar über 60 Minuten pro Tag.
Instagram ist für Jüngere der wichtigste News-Kanal im Bereich Social Media
Unter den 30-Jährigen ist Instagram mit 90 Prozent die beliebteste Plattform für den Nachrichtenkonsum in sozialen Medien, gefolgt von WhatsApp (50 %), TikTok (44 %), Facebook (39 %), X bzw. Twitter (27 %) und Snapchat (22 %). Bei den über 30-Jährigen dominiert Facebook (68 %) den Nachrichtenkonsum in sozialen Medien, gefolgt von WhatsApp (67 %), Instagram (50 %), Telegram (24 %), TikTok (23 %), X (17 %) und LinkedIn (13 %).
Die Herausforderung der Falschinformation im digitalen Zeitalter: Eine Studie zur Wahrnehmung von Internetnutzer*innen
85 Prozent der Internetnutzer*innen sind sich einig, dass es schwierig ist, die Richtigkeit einzelner Nachrichten zu überprüfen. Gleichzeitig sind 85 Prozent der Meinung, dass Falschmeldungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt negativ beeinflussen. Drei Viertel (76 %) sehen Falschmeldungen als einen Grund dafür, dass extremere politische Parteien in Deutschland an Einfluss gewinnen. Zwei Drittel (67 %) derjenigen, die sich im Internet über aktuelle Ereignisse informieren, haben in den letzten 12 Monaten Falschmeldungen bemerkt.
Methodik:
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.002 Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland ab 16 Jahren online befragt. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 10 bis KW 11 2024 satt. Die Umfrage ist laut den Verfasser*innen der Studie repräsentativ. Die Befragung wurde online im Panel von Bilendi durchgeführt. Dafür wurde die Stichprobe nach Bundesland sowie Geschlecht, gekreuzt mit Altersgruppen, quotiert. Im Anschluss erfolgte eine Gewichtung des Datensatzes, ebenfalls nach Bundesland, Geschlecht und Alter. Die Quotierung und Gewichtung der Studie basieren auf den aktuellen agof-Strukturdaten zur Internetnutzung.
Weitere Infos hier: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Online-Journalismus-Nachrichtenflut-ueberfordert
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