Unsicherheiten bei Umfragen

Statistik und ihre Gemeinheiten
Berlin, 19. August 2021 – Es ist eine kleine Gemeinheit der Statistik: Solange nicht alle Personen einer Zielgruppe befragt werden, bleiben ihre Aussagen immer etwas unscharf. Und zwar egal, wie sehr man sich anstrengt. Um jeden ermittelten Prozentwert gibt es dann einen gewissen Unsicherheitsbereich. Der hängt nicht davon ab, wie gut befragt wurde oder wie sicher sich die Befragten waren. Die zwei wesentlichen Faktoren für seine Größe sind die Größe der befragten Stichprobe und die Höhe des ermittelten Prozentwertes.
Ein Beispiel: 1.000 Personen ab dem 18. Lebensjahr in Deutschland werden in einer Zufallsstichprobe befragt, und von diesen antworten 30 Prozent mit Antwort A. Dann hat der Unsicherheitsbereich dieses Wertes eine Größe von immerhin +/- 2,8 Prozentpunkten (also insgesamt 5,6 Prozentpunkten). Der wahre Prozentwert dieser Antwort unter allen Personen ab dem 18. Lebensjahr in Deutschland könnte also 30,0 Prozent betragen – aber eben auch nur 27,2 Prozent oder sogar 32,8 Prozent. Für die einen vielleicht keine große Sache – für die anderen aber im Zweifel der Unterschied zwischen Kanzler*innenschaft oder nicht. Würde man 2.000 Personen aus der Zielgruppe befragen, wäre der Unsicherheitsbereich schon nur noch +/-2,0 Prozentpunkte groß, bei 10.000 Befragten +/- 0,9 Prozentpunkte. Je größer eine Stichprobe ist, desto genauer ist sie also – wenn sie wissenschaftlich sauber erstellt wird.
Was sagt uns das? Werden Umfragedaten veröffentlicht, dann suggerieren die Prozentwerte oftmals eine Genauigkeit, die nie erreicht werden kann. Wie so oft im Leben, kann die Wahrheit etwas daneben liegen. Beim Lesen der Umfragen sollten wir also mit den dargestellten Werten etwas tolerant sein. Das ist es wohl, was uns die Statistik damit lehren will.