Vorlesemonitor 2023
Wurde euch als Kind vorgelesen von euren Eltern?
Berlin den 17. Oktober 2023 – Rund ein Drittel der Eltern lesen ihren Kindern nicht oder nur kaum vor, so der aktuelle Vorlesemonitor 2023 von der Wochenzeitung Die Zeit, Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn Stiftung, durchgeführt von iconkids & youth international research GmbH.

Seit 2004 initiieren die Wochenzeitung DIE ZEIT, die Stiftung Lesen und die Deutsche Bahn Stiftung den nationalen Vorlesetag. Der Aktionstag wird seit 2007 auch aus wissenschaftlicher Perspektive durch den etablierten Vorlesemonitor unterstützt. In diesem Jahr haben 833 Eltern Fragen zu ihren Vorlesegewohnheiten beantwortet.
Vorlesen zur Entwicklung
36,5 Prozent der Kinder wird nur selten oder nie vorgelesen. Die Studie befragte sowohl Mütter als auch Väter nach ihren Vorlesegewohnheiten und jenen ihrer Partner*innen. Die Studienverantwortlichen sind der Meinung, dass die Ergebnisse nahelegen, dass regelmäßiges Vorlesen (mehrmals pro Woche, täglich oder mehrmals täglich), für die kindliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist: Frühere Studien der Stiftung Lesen würden starke statistische Zusammenhänge zwischen häufigem Vorlesen und verschiedenen Aspekten der kindlichen Entwicklung zeigen.
Anteil der Nicht-Vorlese-Eltern steigt bei den 1- bis 8-Jährigen
Im Vergleich zu 2022 ist die Vorlesepraxis der Eltern im Jahr 2023 in einigen Aspekten leicht verändert. Während 2022 12 Prozent angaben, „einmal pro Tag“ vorzulesen, ist dieser Anteil im Jahre 2023 auf 11 Prozent gesunken. Ebenfalls rückläufig ist die Gruppe, die angab, „mehrmals pro Woche“ vorzulesen, von 17 Prozent im Jahre 2022 auf 40 Prozent in 2023. Dagegen ist die Anzahl der Eltern, die „einmal pro Woche“ vorlesen, gesunken, von 32 Prozent auf 10 Prozent. Das beunruhigendste Ergebnis zeigt sich bei denjenigen, die angaben, „nie“ vorzulesen, was von 20 Prozent in 2022 auf 19 Prozent im Jahre 2023 leicht zurückgegangen ist.
Rolle der Bildung
Die Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen dem Vorleseverhalten von Eltern und deren Schulbildung. Die Ergebnisse zeigen, dass Eltern mit formal niedriger Bildung ihren Kindern tendenziell seltener oder nie vorlesen. Dabei wurde festgestellt, dass in Fällen, in denen beide Elternteile den gleichen Bildungsabschluss haben, 15 Prozent der Eltern mit höherem Bildungsniveau selten oder nie vorlesen, während dies bei Eltern mit formaler niedriger Bildung bei 31 Prozent der Fall ist.
Eltern, denen früher selbst vorgelesen wurde, lesen ihren eigenen Kindern häufiger vor
Die Tradition des Vorlesens in der Familie hat einen nachweislichen Einfluss auf das Vorleseverhalten von Eltern gegenüber ihren eigenen Kindern. Es zeigt sich, dass Eltern, denen in ihrer Kindheit selbst vorgelesen wurde, ihren eigenen Kindern häufiger vorlesen. 73 Prozent der Eltern, denen selbst vorgelesen wurde, lesen auch ihren Kindern mindestens mehrmals pro Woche vor. Im Gegensatz dazu machen diesnur 42 Prozent der Eltern, die selbst nicht in den Genuss des Vorlesens gekommen sind.
Die Macht des Vorlesens: Generationen verbinden sich durch Bücher
In fast der Hälfte der Familien (51 %) sind mindestens zehn Kinderbücher vorhanden. 72 Prozent der Eltern, die sich an die Geschichten aus ihrer eigenen Kindheit erinnern, geben diese Tradition weiter oder planen, dies zu tun. Eltern, die selbst in ihrer Kindheit das Glück hatten, vorgelesen zu bekommen, zeigen ein höheres Engagement in Kitas und Schulen (34 % im Vergleich zu 13 %). Sie leihen auch häufiger Bücher für ihre Kinder in der Bibliothek aus, mit einer auffälligen Differenz von 28 Prozent gegenüber 6 Prozent.
Methodik:
Für den Vorlesemonitor 2023 der Stiftung Lesen, der Deutschen Bahn Stiftung und Die Zeit, wurden 833 Eltern mit Kindern im Alter von 1 bis 8 Jahren befragt. Die Befragung wurde zwischen dem 27. Mai und dem 21. Juni 2023 durchgeführt. Insgesamt wurden 232 Interviews mit Vätern (28 %) und 601 mit Müttern (72 %) geführt. Die Befragungen erfolgten persönlich durch geschultes Interviewpersonal mittels Computer Assisted Personal Interviewing (CAPI) in den Familien. Die Stichprobe wurde repräsentativ ausgewählt, basierend auf Merkmalen der Kinder, des Schulabschlusses des Haushaltsvorstands, des Familienstands der Mutter und der regionalen Verteilung in Deutschland. Der Dienstleister für diese Untersuchung war die iconkids & youth international research GmbH mit Sitz in München.
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Weitere Infos hier: https://www.stiftunglesen.de/fileadmin/PDFs/PM/2023/Vorlesemonitor2023_final.pdf