Vorlesestudie 2020 – Warum Eltern ihren Kindern nicht vorlesen

Vorlesestudie 2020 - Wie wird Vorlesen im Alltag möglich?
Berlin 29. Oktober 2020 – Die Stiftung Lesen ist in Zusammenarbeit mit der Zeit und der Stiftung Deutsche Bahn eine Studie durchgeführt die sich mit den Gründen auseinandersetzt, warum Eltern ihren Kindern selten oder gar nicht vorlesen.
Insgesamt wurden für die Studie 526 Eltern von Kindern im Alter von ein bis sechs Jahren befragt, die zuvor angegeben hatten, ihrem Kind ein Mal pro Woche, seltener oder nie vorzulesen. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass diese Eltern im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung etwas öfter eine formal niedrigere Bildung hatten, etwas öfter einen Migrationshintergrund hatten und öfter alleinerziehend waren. Allerdings kommt es auch vor, dass Eltern die nicht oder selten vorlesen eine akademische Bildung genossen, keine ausländische Wurzeln hatten und zusammen mit ihrem Ehepartner lebten.
Mehr Bücher erhöhen Wahrscheinlichkeit für das Vorlesen
Ein weiteres Ergebnis der Befragung zeigte, dass in den befragten Familien weniger Bücher vorhanden sind als im Durchschnitt der Bevölkerung. Insgesamt besaßen 68 Prozent der Kinder höchstens zehn Bücher. Im Bevölkerungsdurchschnitt ist dies hingegen nur bei 13 Prozent der Fall. Die meisten Kinder besitzen mehr Bücher. Zudem zeigte sich, dass 13 Prozent der Kinder überhaupt kein Buch besitzen. So fänden 57 Prozent der Eltern gut, wenn ihre Kinder regelmäßig Bücher geschenkt bekommen. Dies würde der Studie zufolge die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Eltern häufiger vorlesen.
Fehlende Zeit als Grund für das wenige Vorlesen
Ebenfalls scheint zu wenig Zeit der Eltern ein wichtiger Faktor für das nicht oder selten stattfindende Vorlesen für ihre Kinder zu sein. So gaben die Hälfte aller Eltern an, dass es im Haushalt anderes zu tun gibt und sie zu erschöpft zum Vorlesen sind. Auch meinen 48 Prozent der Eltern, dass ihren Kindern woanders schon genug vorgelesen wurde, vor allem in der Kita.
Ein weiterer Grund für das selten oder nicht stattfindenden Vorlesen könnte der fehlende Spaß sein, den Eltern beim Vorlesen für ihre Kinder empfinden. So gaben 49 Prozent der Eltern an, dass ihnen Vorlesen nicht so viel Spaß mache. Weitere 44 Prozent gaben an, dass ihr Kind zu unruhig sei und nicht zuhöre. Dass das Kind von sich aus gar keine Lust auf das Vorlesen hat, gaben 31 Prozent der Eltern an.
Zur Studie:
Die Studie wurde von iconkids & youth München im Auftrag der Stiftung Lesen, Die Zeit und der Deutsche Bahn Stiftung im Zeitraum zwischen dem 26. Mai und 25. Juni 2020 durchgeführt. Es wurden 528 Eltern von 1- bis 6-jährigen Kindern bevölkerungsrepräsentativ ausgewählt und per persönlichen Interviews mittels standardisiertem Fragebogen befragt.