Enkelbetreuung in der Coronazeit

Enkelbetreuung
Berlin, 03. Dezember 2021 – Eine aktuelle Studie des Bundesforschungsinstituts DZA durchgeführt von Infas hat untersucht, wie Großeltern ihre Enkel in Zeiten der Corona-Pandemie betreuen. Trotz der Umstände bleibt die Enkelbetreuung 2020/21 bemerkenswert stabil.
Wer passt auf die Kinder auf? In Zeiten von Corona, in denen Kinder immer öfter zuhause bleiben, und ältere Menschen sich von der Gesellschaft abschotten müssen, wären Auswirkungen auf die Enkelbetreuung nicht überraschend. Doch bleibt die Enkelbetreuung weitergehend stabil. Im Winter 2020/2021 haben 34 Prozent der Großeltern ihre Enkelkinder regelmäßig betreut. 2017waren es im Vergleich 39 Prozent. Auch der zeitliche Betreuungsumfang hat sich kaum verändert, so waren es 2017 9,7 Stunden und 2020/2021 9 Stunden pro Woche, die Großeltern für die Betreuung ihrer Enkel aufbrachten. Die leichte allgemeine Verringerung der Betreuung war hauptsächlich auf die Altersgruppe zwischen 60 und69 zurückzuführen, die 2020/2021 (37 %) deutlich seltener ihre Enkelkinder betreute als noch 2017 (47 %). In den Altersgruppen von 70 bis 90 Jahren sowie von 45 bis 59 Jahren zeigen sich keine signifikanten Veränderungen.
Betreuung trotz Risiko
Fünf von sechs untersuchten Gruppen mit Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf (Bluthochdruck, Herzschwäche, Krebs, chronische Lungenerkrankung, und Diabetes) betreuen ihre Enkelkinder in ähnlichem Umfang wie 2017. Nur Großeltern mit starkem Übergewicht betreuen ihre Enkelkinder während der Pandemie mit 33 Prozent deutlich weniger als noch 2017 (42 %). Die Distanz war insgesamt der wichtigste Faktor: Großeltern, die von ihren Enkelkindern weiter entfernt leben, betreuen diese 2020/2021 seltener (21 %) als noch 2017 (28 %). Die Betreuungsquote von Großeltern, die im selben Ort wie ihre Enkelkinder wohnen, hat sich in der Pandemie wiederum kaum verändert (2017: 57 %; 2020/2021: 54 %).
Interessant ist auch die Entwicklung des Betreuungsverhältnisses nach Geschlecht: Betreuten 2017 noch deutlich mehr Frauen (43 %) als Männer (35 %) ihre Enkelkinder, so hat sich der Unterschied in der Corona-Pandemie verringert (Frauen: 36 %; Männer: 31 %).
18 Milliarden Euro
So viel würde es kosten, würde man den Großeltern einen Mindestlohn für die rund 1,75 bis 1,95 Mrd. Stunden bezahlen, die diese damit verbringen ihre Enkelkinder zu betreuen. Diesen unbezahlten gesamtgesellschaftlichen Beitrag leisten Großeltern trotz des Risikos, sich mit Corona anzustecken. Dies verdeutlicht, dass ältere Menschen nicht nur eine verletzliche Risikogruppe sind, die in besonderem Maße Schutz und Solidarität bedarf, sondern auch in Zeiten der Pandemie einen beachtlichen gesellschaftlichen Beitrag leisten.
Methodischer Hinweis
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte und wird im Auftrag der DZA unternommen. Die Befragung fand im Zeitraum vom 4. November 2020 bis zum 1. März 2021 statt. Es haben 5.402 Personen ab einem Alter von 46 Jahren an der Befragung teilgenommen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschen Alterssurveys wurden telefonisch befragt. Im Anschluss an das telefonische Interview bekamen die Befragten noch einen Fragebogen zugesandt, der von 4.419 Personen schriftlich oder online beantwortet wurde. Weitere Details zur Umfrage können unter folgender URL abgerufen werden: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/DZA_Aktuell/DZA-Aktuell_07_2021_Enkelbetreuung_final.pdf