REUTERS INSTITUTE DIGITAL NEWS REPORT 2024 – Mediennutzungstrends in Deutschland
ERGEBNISSE FÜR DEUTSCHLAND
Berlin, den 25. Juni 2024 – Für den Reuters Institute Digital News Report 2024 zur Nutzung von Nachrichten wurden in 47 Ländern gleichzeitig Befragungen durchgeführt, um sowohl allgemeine Trends als auch spezifische nationale Unterschiede zu identifizieren. Die deutsche Teilstudie wurde vom Leibniz-Institut für Medienforschung, Hans-Bredow-Institut koordiniert und von den Landesmedienanstalten und dem ZDF. Befragt wurden Internetnutzende im Alter ab 18 Jahren.
Aktuelle Trends in der Nachrichtennutzung und politischem Interesse in Deutschland
55 Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen in Deutschland bekunden laut der Studie ein überaus oder sehr starkes Interesse an Nachrichten, im Vergleich zu 52 Prozent im Jahr 2023. Die allgemeine Reichweite von Nachrichten bleibt ebenfalls stabil: 89 Prozent der Befragten lesen, hören oder sehen mehrmals pro Woche Nachrichten, wie auch im Vorjahr (2023: 89 %). Das Interesse an Politik ist bei 42 Prozent der Befragten äußert oder sehr stark ausgeprägt. Personen im Alter über 55 Jahren zeigen laut Studie besonders starkes Interesse an Politik (52 % äußerst oder sehr), während nur 35 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sehr stark/stark interessiert sind. Unter den verschiedenen Nachrichtenthemen wecken Lokalnachrichten 59 Prozent das größte Interesse.
Mediennutzungstrends in Deutschland: Das Internet dominiert als Hauptquelle für Nachrichten
67 Prozent der Befragten nutzen wöchentlich digitale Nachrichtenangebote von Websites, Apps oder sozialen Medien. Gleichzeitig sehen 60 Prozent innerhalb einer Woche klassische Nachrichtensendungen im Fernsehen. Traditionelle Medien wie TV, Radio und Print bleiben dominierende Kanäle auch für die Online-Nachrichtennutzung. Regelmäßig konsumieren 45 Prozent der Befragten Inhalte etablierter Nachrichtenanbieter im Internet, wobei dieser Anteil bei den 18- bis 24-Jährigen auf 47 Prozent ansteigt. Besonders beliebt sind soziale Medien als Informationsquelle, die mit einer wöchentlichen Reichweite von 34 Prozent führen. Im Alter unter 35 Jahren kommt jede zweite Person auf diesen Plattformen mit Nachrichteninhalten in Kontakt. Das Internet hat erstmals die Rolle als wichtigste Nachrichtenquelle für erwachsene Internetnutzer*innen in Deutschland übernommen: 42 Prozent nennen das Internet als Hauptquelle, gefolgt von linearem Fernsehen mit 41 Prozent. 15 Prozent beziehen ihre Nachrichten hauptsächlich aus sozialen Medien, wobei dieser Anteil bei den 18- bis 24-Jährigen mit 35 Prozent am höchsten ist.
Nutzung von sozialen Medien und Online-Plattformen für Nachrichten in Deutschland (2024)
Die meisten Befragten nutzen direkt Websites oder Apps von Nachrichtenangeboten (32 %) oder geben den Namen einer spezifischen Website in eine Suchmaschine ein (29 %), um bestimmte Artikel oder Berichte online zu finden. Besonders bei den 18- bis 24-Jährigen sind soziale Medien der bevorzugte Kanal, um auf bestimmte Nachrichteninhalte zu stoßen (37 %), wobei 27 Prozent angeben, dass soziale Medien ihr wichtigster Zugangsweg zu Online-Nachrichten sind. WhatsApp, YouTube und Facebook bleiben 2024 die am weitesten verbreiteten sozialen Medien in der erwachsenen Online-Bevölkerung in Deutschland. Diese Plattformen werden auch häufig genutzt, um Nachrichten zu suchen, zu lesen, anzuschauen, zu teilen oder darüber zu diskutieren (WhatsApp: 15 %, YouTube: 21 %, Facebook: 16 %). In der jüngsten Altersgruppe werden Nachrichten vor allem in jenen sozialen Medien konsumiert, die einen Fokus auf Bewegtbild haben. So kommen bei den 18- bis 24-Jährigen 27 Prozent regelmäßig mit Nachrichteninhalten auf Instagram in Kontakt, gefolgt von YouTube mit 24 Prozent und TikTok mit 13 Prozent.
Video-Nachrichtenkonsum und Vertrauen in Nachrichten in Deutschland (2024)
Fast die Hälfte der befragten Internetnutzer*innen in Deutschland (49 %) schaut mindestens einmal pro Woche kurze Online-Nachrichtenvideos (wenige Minuten oder kürzer). Längere Nachrichtenvideos werden von rund einem Drittel (34 %) regelmäßig angesehen. Für 26 Prozent der Nutzenden von Online-Nachrichtenvideos ist die Plattform eines Nachrichtenanbieters der bevorzugte Kanal, gefolgt von YouTube mit 23 Prozent. Von den 18- bis 24-Jährigen werden Online-Nachrichtenvideos hauptsächlich auf den Plattformen YouTube (22 %), Instagram (15 %) und TikTok (8%) konsumiert. Videos zu internationalen Nachrichten, Innenpolitik sowie Umwelt und Klima sind dabei am häufigsten. 43 Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen in Deutschland vertrauen in der Regel dem Großteil der Nachrichten. Dies ist der niedrigste Wert seit der Aufnahme dieser Frage im Reuters Institute Digital News Survey 2015, obwohl er mit dem Vorjahr übereinstimmt. Das Vertrauen in die eigenen genutzten Nachrichten bleibt mit 53 Prozent ebenfalls stabil.
Methodik:
Seit 2012 untersucht der Reuters Institute Digital News Survey jährlich über Repräsentativbefragungen in mittlerweile 47 Ländern generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung. Die Studie wird unter Koordination des in Oxford (UK) ansässigen Reuters Institute for the Study of Journalism zeitgleich in Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Indien, Indonesien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kenia1, Kolumbien, Kroatien, Malaysia, Marokko (2024 neu hinzugekommen), Mexiko, Niederlande, Nigeria, Norwegen, Österreich, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Singapur, Slowakei, Spanien, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Thailand, Tschechien, Türkei, Ungarn und in den USA realisiert. Pro Land wurden 2024 rund 2.000 Personen befragt. Insgesamt basiert die Studie in der zwölften Wiederholung auf den Antworten von fast 100.000 Befragten aus 47 Ländern auf sechs Kontinenten. Die Feldarbeit in Deutschland wurde zwischen dem 10. und dem 28. Januar 2024 vom Umfrageinstitut YouGov durchgeführt, das auf der Basis von Online-Access-Panels Stichproben zog, die für Internetnutzer*innen der beteiligten Länder ab 18 Jahren repräsentativ sind. Repräsentativ meint, dass die Stichprobe ein strukturgleiches Abbild der internetnutzenden Bevölkerung hinsichtlich der Variablen Alter, Geschlecht, Region und Bildung darstellt bzw. dementsprechend gewichtet wurde. Generell ist bei der Interpretation der Ergebnisse stets zu berücksichtigen, dass es bei der Stichprobenziehung aus Online-Access-Panels zu Resultaten kommen kann, die Aspekte der Internetaffinität und die Nutzung des Social Web etwas überschätzen. Der Standardfehler der angegebenen Werte bewegt sich in der Regel in einem Bereich zwischen einem und drei Prozent.
Weitere Infos hier: https://www.hans-bredow-institut.de/de/publikationen/reuters-institute-digital-news-report-2024-ergebnisse-fuer-deutschland
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