Kinderreport 2024
DEMOKRATIEBILDUNG IN DEUTSCHLAND
Berlin, den 18. Juni 2024 – Laut dem Kinderreport 2024 des Deutschen Kinderhilfswerkes sind zwei Drittel der befragten Erwachsenen der Meinung, dass die heutige Generation der Kinder und Jugendlichen in der Lage sein wird, als Erwachsene die Verantwortung für den Erhalt der Demokratie zu übernehmen.
Einschätzung der demokratischen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen: Erwachsene und Jugendliche im Vergleich
Zwar sind 67 Prozent der befragten Erwachsenen der Meinung, dass die heutige Generation der der Kindern und Jugendlichen in der Lage sein wird, als Erwachsene die Verantwortung für den Erhalt der Demokratie zu übernehmen, allerdings sind 30 Prozent nicht der Meinung. Die Kinder und Jugendlichen selbst bei dieser Frage skeptischer. Nur 54 Prozent trauen der heutigen Generation der Kinder und Jugendlichen zu, als Erwachsene Verantwortung für den Erhalt unserer Demokratie zu übernehmen, 23 Prozent trauen es ihnen nicht zu. 23 Prozent haben mit „weiß nicht“ geantwortet oder keine Angaben gemacht.
Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, sich an den sie betreffenden Fragen zu beteiligen. Obwohl dieses Recht in Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention klar normiert ist, passiert es nicht. Den Grund dafür sehen 54 Prozent der Erwachsenen darin, dass es Kindern und Jugendlichen an den nötigen Kompetenzen mangelt, um an demokratischen Prozessen teilzuhaben, während 43 Prozent diese Meinung nicht teilen Meinung sind. Bei den befragten Kindern und Jugendlichen teilen 48 Prozent diese Einschätzung, während 30 Prozent anderer Ansicht sind. 22 Prozent der jungen Befragten haben bei dieser Frage mit „weiß nicht“ geantwortet oder machten keine Angabe.
Die Vision des Deutschen Kinderhilfswerkes ist laut Kinderreport 2024 eine Gesellschaft, in der die Kinder ihre Interessen selbst vertreten und als eigenständige Persönlichkeiten mit vielfältigen Fähigkeiten ausgestattet sind, so auch mit der Fähigkeit, an demokratischen Prozessen teilzuhaben. In Bezug auf die Fähigkeiten zur demokratischen Teilhabe schreiben 73 Prozent der Erwachsenen der jungen Generation genug Selbstvertrauen zu. Zudem finden 59 Prozent, dass Kinder und Jugendliche über ausreichende Konfliktbereitschaft verfügen, während 50 Prozent der Erwachsenen die Informiertheit der Jugend als ausreichend einschätzen.
Gründe für den Verlust von Demokratiefähigkeit und Demokratiezufriedenheit
Die befragten Erwachsenen (81 %) sehen den Grund für den Verlust von Demokratiefähigkeit und Demokratiezufriedenheit darin, dass in der Gesellschaft die Fähigkeit zum respektvollen Miteinander abnimmt und die Offenheit für unterschiedliche Meinungen schwindet. 77 Prozent glauben, dass Kinder und Jugendliche sich von den politischen Vertreter*innen nicht angemessen vertreten fühlen. führt. 68 Prozent der Erwachsenen sind der Meinung, dass Kinder und Jugendliche frustriert sind, weil ihre Interessen in der Gesellschaft nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Von den befragten Kindern und Jugendlichen sind 88 Prozent der Meinung, dass die junge Generation weniger zufrieden mit der Demokratie ist, weil der Respekt unter den Menschen abnimmt und die Offenheit für verschiedene Meinungen schwindet.
Verantwortlichkeit und Förderung demokratischer Werte
Die Erwachsenen sehen Familie und Elternhaus als zentral für die Vermittlung demokratischer Überzeugungen und Fähigkeiten: 85 Prozent sehen hier die Hauptverantwortung. Zwei Drittel (65 %) der Erwachsenen geben Kitas und Schulen die Hauptverantwortung für die demokratische Erziehung. Bei den Kindern und Jugendlichen sehen 73 Prozent diese Verantwortung bei Schule und Kita und 60 Prozent in der Familie und im Elternhaus.
89 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen halten die Förderung sozialer Begegnungsmöglichkeiten für wichtig, um demokratische Überzeugungen und Fähigkeiten bei jungen Menschen zu stärken. Zudem finden 86 Prozent der Erwachsenen, dass hierfür mehr finanzielle Mittel für die Kinder- und Jugendarbeit notwendig sind. 92 Prozent der Jugendlichen befürworten eine Erhöhung der finanziellen Mittel für die Kinder- und Jugendarbeit, wie etwa für Jugendclubs. Weiterhin sind 91 Prozent der Meinung, dass die Interessen der jungen Generation stärker in der Politik berücksichtigt werden sollten. 89 Prozent Jugendlichen sprechen sich dafür aus, dass im Schulunterricht mehr über aktuelle politische Ereignisse gesprochen und erklärt werden sollte.
Erwachsene und Jugendliche über die Förderung demokratischer Werte: Fakten und Einschätzungen
Jeweils 89 Prozent der Erwachsenen sind der Meinung, dass es mehr Austausch und Einordnung aktueller politischer Ereignisse im Schulunterricht geben sollte und dass soziale Begegnungsmöglichkeiten, wie Stadtteilzentren und Jugendfreizeiten, als wichtigste Maßnahmen zur Förderung demokratischer Überzeugungen und Fähigkeiten von jungen Menschen gefördert werden sollten. 86 Prozent der befragten Erwachsenen fordern eine bessere finanzielle Ausstattung der Kinder- und Jugendarbeit.
Methodik:
Der Kinderreport 2024 umfasst zwei Gruppen: Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene. Die Grundgesamtheit der Befragung bei Kindern und Jugendlichen umfasst Personen im Alter von 10 bis 17 Jahren. Hierbei wurde eine Stichprobe mittels Access-Panel erstellt, die nach den Merkmalen Alter, Geschlecht und Bundesland quotiert wurde. Die Fallzahl beträgt 666 Befragte, und der Erhebungszeitraum erstreckte sich vom 2. bis 16. Januar 2024. Diese Befragung wurde vom Institut Verian durchgeführt. Für die Erwachsenenbefragung wurde die deutschsprachige Bevölkerung ab 18 Jahren berücksichtigt. Hierbei kam eine repräsentative Zufallsauswahl zum Einsatz, die mittels Dual Frame und Telefoninterviews (CATI) durchgeführt wurde. Die Fallzahl dieser Gruppe betrug 1.006 Befragte, und die Erhebung fand vom 9. bis 10. Januar 2024 statt.
Weitere Infos hier: https://www.dkhw.de/filestorage/1_Informieren/1.1_Unsere_Themen/Kinderrechte/Kinderreport/Kinderreport_2024/DKHW_Kinderreport_2024.pdf
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