REUTERS INSTITUTE DIGITAL NEWS REPORT 2024 – Vertrauensfrage bei Online-Nachrichten
ERGEBNISSE FÜR DEUTSCHLAND
Berlin, den 26. Juni 2024 – Für den Digital News Report 2024 des Reuters Institute Digital News Report 2024 zur Nutzung von Nachrichten wurden zeitgleich in 47 Ländern Umfragen durchgeführt, um sowohl generelle Trends als auch länderspezifische Besonderheiten zu untersuchen. Die deutsche Teilstudie wurde unter der Koordination des Leibniz-Instituts für Medienforschung, Hans-Bredow-Institut, in Zusammenarbeit mit den Landesmedienanstalten und dem ZDF durchgeführt. Teilnehmer*innen waren Internetnutzer*innen ab 18 Jahren.

Vertrauensfrage bei Online-Nachrichten: Skepsis gegenüber sozialen Medien und Falschinformationen
Soziale Medien werden von vielen der Befragten mit Skepsis betrachtet. 41 Prozent der TikTok-Nutzer*innen haben Schwierigkeiten, zwischen vertrauenswürdigen und nicht vertrauenswürdigen Nachrichten zu unterscheiden. Insgesamt äußern 42 Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen in Deutschland Unsicherheiten darin, falsche Informationen von Fakten zu unterscheiden (2023: 37 %). Etwa ein Viertel der Befragten (26 %) gibt an, mit falschen oder irreführenden Informationen zu Themen wie Migration und Politik konfrontiert worden zu sein. Die Transparenz darüber, wie Nachrichten entstehen, wird von 74 Prozent der Befragten als entscheidend für das Vertrauen in Nachrichtenmedien angesehen. Ebenso wichtig sind hohe journalistische Standards (72 %), eine unvoreingenommene Berichterstattung (65 %) und eine faire Darstellung von „Menschen wie mir“ (65 %).
Medienfunktionen und Nachrichtenvermeidung in Deutschland 2024
Weniger als die Hälfte (43 %) betrachtet die Vielfalt der Perspektiven in den Medien als gut erfüllt. Nur ein Viertel ist der Meinung, dass die Medien die Menschen optimistischer stimmen können. Trotzdem empfinden 42 Prozent eine optimistischere Sicht als wichtig. Im Jahr 2024 vermeiden 14 Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen in Deutschland aktiv Nachrichten, während 69 Prozent dies zumindest gelegentlich versuchen. Diese Anteile sind im Vergleich zum Vorjahr um jeweils vier Prozentpunkte gestiegen. Gleichzeitig fühlen sich 41 Prozent der Befragten von der Menge an verfügbaren Nachrichten erschöpft. Im Jahr 2019 lag dieser Anteil noch bei 26 Prozent. Besonders in der jüngsten Altersgruppe (14- bis 17-Jährige) gibt die Hälfte (51 %) an, eine gewisse Erschöpfung durch die Menge an verfügbaren Nachrichten zu verspüren.
Die Akzeptanz und Bedenken bezüglich künstlicher Intelligenz (KI) in der Nachrichtenberichterstattung
Etwa die Hälfte (52 %) der erwachsenen Internetnutzer*innen in Deutschland hat zumindest schon mal etwas über künstliche Intelligenz (KI) im Zusammenhang mit Nachrichten gelesen oder gehört. Bei Nachrichten, die hauptsächlich durch KI mit etwas menschlicher Aufsicht produziert wurden, fühlt sich jede zweite Person eher oder sehr unwohl. Eine etwas höhere Akzeptanz zeigt sich, wenn Nachrichten mit Hilfe von KI, aber hauptsächlich von menschlichen Journalist*innen erstellt wurden, wobei etwa ein Drittel (36 %) der Befragten sich dabei eher oder sehr wohl fühlt.
Methodik:
Seit 2012 untersucht der Reuters Institute Digital News Survey jährlich über Repräsentativbefragungen in mittlerweile 47 Ländern generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung. Die Studie wird unter Koordination des in Oxford (UK) ansässigen Reuters Institute for the Study of Journalism zeitgleich in Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Indien, Indonesien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kenia1, Kolumbien, Kroatien, Malaysia, Marokko (2024 neu hinzugekommen), Mexiko, Niederlande, Nigeria, Norwegen, Österreich, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Singapur, Slowakei, Spanien, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Thailand, Tschechien, Türkei, Ungarn und in den USA realisiert. Pro Land wurden 2024 rund 2.000 Personen befragt. Insgesamt basiert die Studie in der zwölften Wiederholung auf den Antworten von fast 100.000 Befragten aus 47 Ländern auf sechs Kontinenten. Die Feldarbeit in Deutschland wurde zwischen dem 10. und dem 28. Januar 2024 vom Umfrageinstitut YouGov durchgeführt, das auf der Basis von Online-Access-Panels Stichproben zog, die für Internetnutzer*innen der beteiligten Länder ab 18 Jahren repräsentativ sind. Repräsentativ meint, dass die Stichprobe ein strukturgleiches Abbild der internetnutzenden Bevölkerung hinsichtlich der Variablen Alter, Geschlecht, Region und Bildung darstellt bzw. dementsprechend gewichtet wurde. Generell ist bei der Interpretation der Ergebnisse stets zu berücksichtigen, dass es bei der Stichprobenziehung aus Online-Access-Panels zu Resultaten kommen kann, die Aspekte der Internetaffinität und die Nutzung des Social Web etwas überschätzen. Der Standardfehler der angegebenen Werte bewegt sich in der Regel in einem Bereich zwischen einem und drei Prozent.
Weitere Infos hier: https://www.hans-bredow-institut.de/de/publikationen/reuters-institute-digital-news-report-2024-ergebnisse-fuer-deutschland
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