BLM Studie 2025: Angebunden oder abgekoppelt?
Informationsverhalten und gesellschaftliche Teilhabe. Wer ist gut informiert – und wer fühlt sich außen vor?
Berlin, 22. Mai 2025 – Wie gut ist die Bevölkerung in Deutschland an den politischen Diskurs angebunden? Wer informiert sich faktenbasiert – und wer wendet sich ab? Die neue Studie „Angebunden oder abgekoppelt?“ der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) gibt Einblick in das Informationsverhalten und die Meinungsbildung in Deutschland.

Typen der Meinungsbildung und Informationsnutzung
Die Studie „Angebunden oder abgekoppelt?“ der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) infiziert sechs Meinungsbildungstypen. Den größten Anteil an der Bevölkerung stellen die „Flexiblen Meinungspragmatiker“ mit 28 Prozent. Sie informieren sich eher beiläufig und aus pragmatischen Gründen, etwa um mitreden zu können, ohne einen hohen Anspruch an Tiefe oder Systematik zu haben. 21 Prozent entfallen auf die „Anspruchsvollen Meinungsoptimierer“, die sich faktenbasiert, systematisch und multiperspektivisch informieren – häufig über klassische journalistische Medien. 16 Prozent gehören zu den „Offensiven Meinungskämpfer“, die sich systematisch und hochfrequent informieren, aber oft über digitale, alternative oder populistische Kanäle. Weitere 14 Prozent machen die „Eskapistischen Meinungsmitläufer“ aus, die politische Themen meiden, aber teils extreme Positionen vertreten. 12 Prozent sind „Empörte Meinungsanhänger“, die sich selektiv und emotionalisiert informieren, meist in Kanälen, die ihre Meinung bestätigen. 9 Prozent zählen zu den „Ängstlichen Selbststabilisierer“, die sich von politischen Informationen überfordert fühlen und nur beiläufig Medien konsumieren.
Vertrauen in Medien
Das Vertrauen in klassische Medien ist stark abhängig vom Meinungsbildungstyp. Während 80 Prozent der „Anspruchsvollen Meinungsoptimierer“ öffentlich-rechtlichen Sendern vertrauen, liegt dieser Wert bei den „Empörten Meinungsanhänger“ nur bei 9 Prozent. Umgekehrt geben 25 Prozent der „Empörten“ an, sogenannten alternativen Medien* zu vertrauen. Bei den „Eskapist“ liegt das Vertrauen in nahezu allen Informationsquellen am niedrigsten – unter 10 Prozent in klassische Medien und unter 5 Prozent in alternativen Kanäle.
Nutzungsverhalten: Wie viele Quellen werden genutzt?
Auch bei der Nutzungshäufigkeit politischer Informationsquellen zeigen sich große Unterschiede. Die „Anspruchsvollen Optimierer“ nutzen im Durchschnitt 10,1 unterschiedliche Quellen und Kanäle mindestens mehrmals pro Woche. Unter den „Flexiblen Pragmatiker“ liegt dieser Wert bei 8,3 Quellen, bei den „Offensiven Kämpfer“ bei 7. Die „Empörten Meinungsanhänger“ nutzen im Schnitt nur 4,2 Quellen; „Ängstliche Selbststabilisierer“ 3 und „Eskapist“ h 1,5.
Emotionale Reaktionen und politische Haltung
Emotionen spielen bei der Mediennutzung eine zentrale Rolle. 57 Prozent der „Empörten Meinungsanhänger“ berichten, dass sie beim Konsum politischer Inhalte regelmäßig Wut oder Verärgerung empfinden. Von den „Ängstlichen Selbststabilisierer“ geben 43 Prozent an, sich durch politische Nachrichten überfordert oder ohnmächtig zu fühlen.
*Alternative Medien sind Medienangebote, die sich bewusst von den etablierten (häufig als „Mainstream-Medien“ bezeichneten) Medien abgrenzen. Sie verstehen sich meist als Gegenöffentlichkeit, wollen andere Perspektiven zeigen oder kritisieren die Art und Weise, wie große Medien berichten.
Methodik
Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer standardisierten Online-Befragung, die im Zeitraum vom 22. Mai bis 12. Juni 2024 durchgeführt wurde. Insgesamt nahmen 2.675 Personen aus der deutschsprachigen Bevölkerung im Alter von 16 bis 69 Jahren teil. Die Befragung erfolgte über das Online-Panel von Bilendi & respondi und wurde mittels computergestützter Webinterviews (CAWI) umgesetzt. Das Erhebungsinstrument bestand überwiegend aus geschlossenen Fragen mit einer durchschnittlichen Befragungsdauer von etwa 20 Minuten. Um regionale Unterschiede besser abbilden zu können, wurde die Stichprobe in Bayern gezielt erweitert: Insgesamt wurden dort 1.000 Personen befragt (sogenannter „Bayern-Boost“). Die Stichprobe wurde bevölkerungsrepräsentativ nach Alter, Geschlecht, Bildung, Berufstätigkeit und Region quotiert und gewichtet.
Weitere Infos hier: https://www.blm.de/files/pdf2/angebunden_oder_abgekoppelt_kurzreport.pdf
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