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Telefonbefragung oder Betrug?
Viele reagieren genervt auf unerwartete Anrufe, denn auch Betrüger*innen nutzen das Medium für ihre Machenschaften. Ein Problem für die seriöse Markt- und Sozialforschung. Es wird immer schwieriger, Menschen für Umfragen und Studien zu gewinnen. Wie man seriöse Marktforschung von Betrug unterscheiden kann erfahren Sie in dem interessanten und aufschlussreichen Artikel von Julia Demel, Reporterin BR-Studio Nürnberg.
Telefonumfragen: Wie Betrug von Marktforschung unterscheiden?
Fast jeder reagiert genervt auf ungebetene Anrufer – denn sehr häufig verbergen sich dahinter Betrüger. Ein Problem für seriöse Markt- und Sozialforscher. Denn dadurch wird es immer schwieriger, Verbraucher für Umfragen und Studien zu gewinnen.
Vor 30 Jahren hat Konrad Weßner das Marktforschungs-Unternehmen Puls in Schwaig bei Nürnberg gegründet. Über Jahrzehnte war die Telefonbefragung von Verbrauchern für Firmen beispielsweise aus der Automobil- oder Finanzbranche die wichtigste Methode für die Marktforschung. Doch „das hat sich komplett gewandelt,“ sagt Weßner. „Heute führen wir einen Großteil der Befragungen mit Online-Panels durch.“ Nur noch das sogenannte „Business to Business“-Geschäft, also beispielsweise die Befragung von Autohändlern, läuft über das Telefon. Die Verbraucher lassen sich kaum noch auf eine Telefonumfrage ein, weil sie hinter jedem unbekannten Anruf eine Betrugsmasche vermuten.
Betrugsmaschen werden immer dreister
Denn viele Anrufe, die sich als Marktforschung tarnen, sind eigentlich Verkaufsgespräche. Nach einem als Forschungsfrage getarnten Einstieg, wie beispielsweise: „Leiden Sie an Allergien?“, versucht der Anrufende dann oft, ein Produkt oder einen Vertrag an den Kunden zu bringen. Die neueste Masche ist dabei besonders dreist, erklärt Puls-Geschäftsführer Weßner: „Der Anrufer fragt: ‚Können Sie mich hören?‘ und wenn der Angerufene mit ‚Ja‘ antwortet, wird das als Zustimmung zu einem Vertrag gewertet“. Teilweise werden solche Gespräche später sogar zu ganz anders verlaufenen Telefonaten zusammengeschnitten. Solche Methoden sind illegal.
„Kalte Anrufe“ sind nur Marktforschern erlaubt
Denn nur Markt- und Sozialforscher dürfen sogenannte „kalte Anrufe“, also Anrufe bei Privatpersonen ohne deren vorherige Einwilligung, durchführen. Das sei inzwischen streng gesetzlich geregelt, erklärt Bernd Wachter von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Markt- und Sozialforscher (ADM). Auch die Weitergabe von Telefonnummern unter verschiedenen Unternehmen ist inzwischen verboten. In der seriösen Marktforschung generieren Computer per Zufallsprinzip die Nummern, die dann angerufen werden. Für repräsentative Umfragen können die Marktforscher aber nicht auf Telefonumfragen verzichten, denn nur so erreiche man alle Bevölkerungsgruppen:
„Wir brauchen die Informationen, weil der Staat eine Entscheidung treffen muss, weil eine Stadt eine Entscheidung treffen will oder ein Unternehmen eine Entscheidung treffen muss. Wenn wir niemanden mehr haben, der da mitmacht, dann gibt es keine Grundlage mehr für diese Entscheidungen. Dann kann man auch würfeln, dann ist es Bauchgefühl und Information sichert die Entscheidung ab, so dass möglichst wenig Fehlentscheidungen getroffen werden.“ Bernd Wachter, Vorstandsvorsitzender Arbeitsgemeinschaft Deutscher Markt- und Sozialforscher
Woran erkennt man seriöse Marktforscher?
Einen seriösen Anrufer erkennt man, indem die Nummer angezeigt wird und wenn er sich mit vollem Namen und der Institution, für die er anruft, vorstellt. Ein Marktforscher kennt auch nie den Namen des Angerufen, da die Nummern zufällig generiert werden. Er wird erklären, dass die Anonymität gewahrt bleibt, um welche Fragestellung es geht und dass die Teilnahme freiwillig ist. Auch während des Gesprächs kann dieses jederzeit vom Angerufenen beendet werden. Handelt es sich um ein betrügerisches Verkaufsgespräch, wird meist keine Nummer oder eine ausländische Vorwahl angezeigt. Der Anrufer nennt in der Regel nicht seinen Namen oder den des Unternehmens. Er versucht, den Angerufenen so schnell wie möglich in ein Verkaufsgespräch zu verwickeln und private Daten abzufragen.
Aufklärung und Beschwerden zu unerwünschten Anrufen
Weil solche unerwünschten Anrufe den Marktforschern ihre Arbeit zunehmend erschweren, haben sie eine Initiative gegründet, die die Bevölkerung aufklären soll. Auf der Internetseite deutschlands-marktforscher.de wird erklärt, warum es Sinn macht, sich an Markt- und Sozialforschung zu beteiligen. Wer trotzdem nicht an seriösen Telefonumfragen teilnehmen will, kann seine Nummer in eine Sperrliste eintragen lassen, die der ADM verwaltet. Und wenn man sich über unerwünschte Anrufe beschweren will, ist die Bundesnetzagentur zuständig. Für das Beschwerdeformular sollte man Datum, Uhrzeit und soweit möglich die Nummer und den Namen des unerwünschten Anrufers bereithalten.